Wiesn-Stadtrat und Handwerkskammer-Präsident Georg Schlagbauer (CSU) ist überraschend zurückgetreten. Aus „dringenden gesundheitlichen und familiären Gründen“, wie er über seinen Anwalt verlauten lässt. Gegenüber Medien in München hat die Staatsanwaltschaft jedoch inzwischen bestätigt, dass es um Drogen-Mißbrauch gehen soll.
Wie eine Bombe hat am 9. Juni 2016 in München die Nachricht eingeschlagen, dass der CSU-Politiker Georg Schlagbauer mit sofortiger Wirkung von allen Ämtern zurückgetreten ist. Der Metzgermeister war Wiesn-Stadtrat, Präsident der Handwerkskammer München und Oberbayern, Präsident des Bayerischen Handwerkstags, Landesinnungsmeister und stellvertretender Bundesinnungsmeister des Bayerischen Fleischerhandwerks. Und: Hoffnungsträger der CSU für höhere Weihen. Denn er war für den neu gebildeten Stimmkreis München-Mitte als aussichtsreichster Kandidat der Christsozialen für den Landtag im Gespräch und galt in CSU-Kreisen mittelfristig durchaus auch als ministrabel.
Die Staatsanwaltschaft München I hat inzwischen gegenüber der Süddeutschen Zeitung und der Abendzeitung bestätigt, dass gegen Schlagbauer wegen Drogenmissbrauch ermittelt wird. Die SZ berichtet, dass er in mehreren Fällen Drogen bezogen haben und auch konsumiert haben soll. Über die Art des Rauschgifts schweigt sich die Staatsanwaltschaft aus. Die Ermittlungen soll Schlagbauer selbst angestoßen haben. Die AZ hat recherchiert, dass der Ex-Stadtrat Kokain in Münchner Bordellen gekauft haben soll – 20 Mal über einen länger Zeitraum hinweg.
In einer ersten Stellungnahme hat der Vorsitzende der Münchner CSU, Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle, davon gesprochen, dass schwerwiegende Vorwürfe gegen Schlagbauer im Raum stehen würden, die nun vorbehaltlos aufgeklärt werden müssten. Münchens zweiter Bürgermeister Josef Schmid (CSU) meint, dass der Rücktritt angesichts der Sachlage „angemessen und folgerichtig“ gewesen sei.
Georg Schlagbauer ist 1972 in München geboren, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung als Metzger. Seit 1999 ist er Metzgermeister. Sein Betrieb hat Filialen in der Isarvorstadt und am Viktualienmarkt. Für die CSU sitzt er seit 2008 im Münchner Stadtrat. In einer Kampfabstimmung wurde im Juni 2015 gegen seinen inzwischen zur Bayernpartei übergetretenen Konkurrenten Mario Schmidbauer mit 18:7 Stimmen Wiesn-Stadtrat. Einen Titel, den es offiziell eigentlich nicht gibt, sondern „Verwaltungsbeirat im Gebiet des Referats für Arbeit und Wirtschaft“ heißt. Die Bezeichnung für den Vertreter des ehrenamtlichen Stadtrates in dem Referat, das auch das Oktoberfest ausrichtet, hat sich aber so eingebürgert und ist nach Meinung vieler Münchnerinnen und Münchner neben dem Oberbürgermeister das zweit wichtigste Amt im Rathaus. 2014 wurde der Metzgermeister zum Präsidenten der Handwerkskammer für München und Oberbayern und des Bayerischen Handwerkstages gewählt.