Bereits im Frühjahr 2016 hatte der ADAC davor gewarnt, dass Diebe bei Autos mit Keyless-Schließanlagen leichtes Spiel hätten. Jetzt wurden in München mit dem Trick der Reichweitenverlängerung des Funksignals vier hochwertige BMW gestohlen.
Autos mit dem Komfort-Schließsystem „Keyless“, bei dem der Fahrer keine Tasten mehr auf seinem Funkschlüssel betätigen muss, seien deutlich anfälliger für Diebstähle als Fahrzeuge mit herkömmlichen Schließsystemen, stellte der ADAC schon im Frühjahr 2016 fest. Mit selbst gebauten Funk-Verlängerungen konnten die mit dem Keyless-Schließsystem ausgestatteten Autos sekundenschnell geöffnet und weggefahren werden. Bei Tests hinterließ dies keine sichtbaren Einbruchs- oder Diebstahlsspuren.
Die Funkverbindung zwischen Schlüssel und Auto kann problemlos über mehrere hundert Meter verlänger“ werden. Unabhängig davon, ob sich der Originalschlüssel beispielsweise im Haus oder der Jackentasche des Besitzers befindet. Wegfahrsperre und meist auch Alarmanlage werden ebenfalls auf diese Weise überwunden. Nach Ansicht der ADAC-Experten lassen sich die für den Diebstahl erforderlichen Geräte mit geringem Aufwand aus handelsüblichen Elektronikbauteilen herstellen. Der ADAC sieht die Autohersteller in der Pflicht, die gesamte Fahrzeugelektronik ebenso systematisch abzusichern, wie dies in anderen IT-Bereichen längst Standard ist. Für Besitzer betroffener Fahrzeuge sollte es zudem möglichst rasch Abhilfe durch entsprechende Nachrüstungen geben.
Wovor der ADAC bereits frühzeitig gewarnt hatte, ist in in München gleich reihenweise passiert. In der Nacht von Sonntag, 8. Januar 2017, zum Montag, 09.01.2017, wurden im Bereich der Polizeiinspektion 43 (Olympiapark) zwei auf der Straße geparkte BMW 740d und 525d entwendet. Allein aufgrund der räumlichen Nähe beider Tatorte ist ein Tatzusammenhang sehr wahrscheinlich. Zudem waren beide Fahrzeuge mit dem sogenannten Keyless-System (bei BMW als Comfort Access bezeichnet) ausgestattet und vor den jeweiligen Wohnanwesen der Benutzer in der Lerchenau in Irisstraße und in der Dahlienstraße geparkt. Am Tatort Dahlienstraße konnten im Schnee Fußspuren festgestellt werden, die bis unmittelbar vor das Erdgeschossfenster des Anwesens reichten. Daher ist vom Modus Operandi der Funkwellenverlängerung zum Öffnen und Starten der Pkw auszugehen. Dabei wird das Funksignal des Pkw-Schlüssels mit einem Empfangsgerät aufgenommen und an ein weiteres Gerät gesendet, mit dem sich ein zweiter Täter in unmittelbarer Nähe des Pkw befindet. Mit dieser Vorgehensweise erhält das Keyless-System im Pkw das reguläre Funksignal des Pkw-Schlüssels, entriegelt die Pkw-Tür und der Motor kann gestartet werden. Der Dieb kann das Auto solange fahren, bis der Motor wieder abgestellt wird.
In der Nacht von Montag, 9. Januar 2017, auf Dienstag, 10. Januar 2017, wurde im Bereich der Polizeiinspektion 22 (Bogenhausen) ein weiterer BMW 530d entwendet, der ebenfalls mit Comfort Access ausgestattet und vor dem Wohnanwesen Eugen-Kalkschmidt-Weg geparkt war. Zuvor kam es schon in der Zeit vom 30. Dezember 2016 bis 3. Januar 2017 in Taufkirchen im Landkreis München zum Diebstahl eines BMW M6, ebenfalls mit Comfort Access ausgerüstet. In diesem Fall betrug der Abstand zwischen Aufbewahrungsort des regulären Schlüssels im Wohnanwesen und Tatort Oberweg allerdings mehrere hundert Meter, weshalb ein Zusammenhang zu den anderen drei Diebstählen deutlich zu relativieren, aber nicht gänzlich auszuschließen ist.
Zeugenaufruf der Polizei: Wer hat im angegebenen Zeitraum in den oben genannten Straßen Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit diesen Diebstählen stehen könnten? Personen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich mit dem Polizeipräsidium München, Kommissariat 54, Tel. 089/2910-0, oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.