Im Rahmen des Erinnerungsprojekts „Zwölf Monate – zwölf Namen“ zum Olympia-Attentat vor 50 Jahren in München erinnert seit heute eine Videoinstallation vor dem Deutschen Theater vom 7. bis 30. April 2022 an den getöteten Schiedsrichter Yossef Gutfreund. Kurz vor seinem Tod hatte er mit Mitgliedern der israelischen Olympia-Delegation im Deutschen Theater das Musical „Anatevka“ angesehen.
50 Jahre nach den Olympischen Spielen in München wird 2022 ganzjährig an das Olympia-Attentat vom 5. bis 6. September 1972 erinnert. Jeden Monat steht dabei ein Opfer im Mittelpunkt des Gedenkens. Das Jüdische Museum München erinnert in Kooperation mit dem Deutschen Theater durch eine Videoinstallation an den getöteten Schiedsrichter Yossef Gutfreund. Der Vater zweier Töchter und Überlebende der Schoa engagierte sich seit den Olympischen Spielen in Tokyo 1964 als olympischer Wettkampfrichter im Ringen.
In München besuchte er mit weiteren Mitgliedern der Israelischen Olympischen Delegation das Deutsche Theater, um sich das Musical „Anatevka“ auf Einladung des Hauptdarstellers Shmuel Rodensky anzusehen. Stunden später bemerkte Gutfreund im Quartier der Isaraelischen Mannschaft im Olympiadorf die palästinensischen Terroristen als erstes und stemmte sich gegen die Tür seines Appartements, um ihnen den Zutritt zu verwehren. Dadurch ermöglichte er dem israelischen Trainer der Gewichtheber, Tuvia Sokolovsky, die Flucht über einen Balkon des Hauses. Gutfreund und acht weitere Mitglieder der israelischen Delegation wurden am nächsten Tag als Geiseln auf den Flughafen Fürstenfeldbruck gebracht, wo er bei dem missglückten Befreiungsversuch durch die Waffe eines Geiselnehmer erschossen worden ist.
Die Videoinstallation im Außenbereich des Deutschen Theaters wird von art/beats umgesetzt, um Yossef Gutfreund, sein Leben und seine Liebe zu seiner Familie und zum Sport vorzustellen. Die Installation im Außenbereich des Deutschen Theaters unter dem Torbogen links neben dem Haupteingang ist rund um die Uhr zugänglich.
Zum Start der Installation luden das Deutsche Theater München und das Jüdische Museum München zu einem gemeinsamen Termin mit der Generalkonsulin des Staates Israel Carmela Shamir, der Zweiten Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München Katrin Habenschaden, der Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München Dr. Mirjam Zadoff sowie dem Geschäftsführer des Deutschen Theaters Thomas Linsmayer und dem Direktor des Jüdischen Museums München Bernhard Purin ein.
Katrin Habenschaden, 2. Bürgermeisterin in München, erklärte bei diesem Anlass: „Ich bin der Meinung: Das Gedenken an dieses Attentat kam lange Zeit zu kurz. Die kleine Gedenkstätte im Olympiapark wurde erst vor fünf Jahren eingerichtet. Deshalb finde ich es richtig, dass die Landeshauptstadt München in diesem Jahr nicht nur an den visionären Ansatz der Olympischen Spiele erinnert, sondern auch an das Attentat auf Mitglieder des israelischen Teams durch ein palästinensisches Terrorkommando am 5./6. September.“
Generalkonsulin Carmela Shamir sagte : „Wir stellen oft fest, dass unsere deutschen Partner nichts falsch machen wollen, wenn es um das Thema Erinnerung und Israel geht. Ich möchte heute betonen, dass es für die Angehörigen der Ermordeten und alle Israelis am schlimmsten ist, wenn ihrer überhaupt nicht gedacht wird.“
Geschäftsführer Thomas Linsmayer betonte, dass das Deutsche Theater ist als Ort der Erinnerung im öffentlichen Raum und als Partner bei
dieser so wichtigen Aktion sehr gerne mit dabei ist und ergänzte: „Durch die Platzierung der Installation im Innenhof direkt neben dem Haupteingang zu unserem Theater wird sie zum einen die Aufmerksamkeit der Passanten untertags aber natürlich auch die unserer Besucherinnen und Besucher der Vorstellungen am Abend auf sich ziehen.“
Bernhard Purin, Direktor des Jüdischen Museums erklärte: „Unser Ziel ist es, mit dem Projekt ‚Zwölf Monate – Zwölf Namen‘ das Gedenken an die Opfer des Olympia-Attentats zu einem integralen und dauerhaften Bestandteil der Münchner Erinnerungskultur zu machen.“
Konzipiert und koordiniert wird das Erinnerungsprojekt vom Jüdischen Museum München in Zusammenarbeit mit dem NS Dokumentationszentrum München und dem Generalkonsulat des Staates Israel. Das Jüdische Museum München begleitet das Erinnerungsprojekt zudem auf seinem Blog und auf seinen Social-Media-Kanälen unter dem Hashtag #OlympiaAttentat72.