Mit knapp 150.000 Follower auf Telegram ist der auf den Philippinen ansässige ehemalige Münchner Journalist Oliver Janich einer der reichweitenstärksten QAnon-Anhänger in Deutschland. Jetzt wurde er dort verhaftet. Bei der Staatsanwaltschaft München I läuft ein Ermittlungsverfahren gegen ihn unter anderem wegen des Verdachts, des Aufrufs zur Tötung von Regierungsmitgliedern.
Bereits bei der Vorstellung des Halbjahresberichts des bayerischen Verfassungsschutzes hat Innenminister Joachim Herrmann (CSU) den Vordenker der deutschen Verschwörungsszene Oliver Janich unter dem Stichwort „Digitaler Extremismus“ zum Thema gemacht. Der frühere Finanzjournalist und „Focus Money“ Redakteur – inzwischen auf die Philippinen ausgewandert – hatte in den Jahren 2020 und 2021 zur Exekution prominenter Personen und zur Tötung damaliger Regierungsmitglieder in den Ländern und im Bund auf seinem Telegram-Kanal aufgerufen.
Janich, wurde während der Corona-Krise einer der radikalsten und einflussreichsten Verschwörungsideologen in Deutschland. Die Pandemie bezeichnete er als „satanische Freimaurerinszenierung“. Schnell entwickelte er sich als einer der Ersten in der Bundesrepublik, der die antisemitischen QAnon-Verschwörungen aus den USA in der Bundesrepublik verbreitete. Knapp 150.000 Personen haben seinen Telegram-Kanal abonniert.
Staatsanwaltschaft München bestätigt Haftbefehl
Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen der Tötungsaufrufe gegen den Mann. Seit April 2022 liegt ein Haftbefehl gegen ihn vor, der vom Amtsgericht München ausgestellt wurde. Bei der Vereidigung von US-Präsident Joe im Januar 2021 schrieb Janich unter anderem: „Jetzt singt Satanistin Lady Gaga. Satanistin Harris gerade eingeschworen. Jetzt singt Satanist Harris. Hängt Biden. Hängt Soros. Hängt sie alle, verdammt noch mal.“ Die Behörden der Philippinen sollen nach Medienberichten gegen den 52-Jährigen wegen Steuerhinterziehung ermitteln.
Die Tagesschau berichtet, dass der Mann am 17. August 2021 am frühen Morgen verhaftet wurde, nach Manila gebracht wurde und nach Deutschland ausgeflogen werden soll. Ob es sich dabei um eine Auslieferung oder eine Abschiebung handelt, ist noch unklar. Mit den Philippinen hat Deutschland kein Auslieferungsabkommen.
Kommunalpolitische „Karriere“ in München
Janich war früher auch in München politisch aktiv. Er gründete 2009 die „Partei der Vernunft (PDV)“. In einer Kolumne hat der Redakteur von Focus Money (Nr.2/2008) die neue Partei mit den Worten angekündigt: „Jetzt reicht’s. Ich gründe eine Partei. Global-Warming-Blödsinn beenden. Kündigungsschutz aufheben…“ Bei der Kommunalwahl 2014 in München wollte er als Vertreter der PDV als Oberbürgermeister und als Stadtrat kandidieren, schaffte aber nicht das Quorum der Unterstützerunterschriften. Stattdessen trat er dann auf der Liste der Freien Wähler auf Platz 11 für den Bezirksausschuss Schwabing-Freimann als Kandidat an. Das, obwohl er sich schon seit 2011 als Verschwörungstheoretiker einen gewissen Ruf verschafft hatte. Den Terroranschlag 9/11 in New York sah er als Depp State Verschwörung. Bei der Bundestagswahl 2017 unterstützte er die AfD, lebte aber schon seit 2015 auf den Philippinen.