Ein Reisender hat am Ostbahnhof ein Handtuch eingewickeltes, giftiges Mitbringsel aus dem Urlaub einem anderen Fahrgast in die Hand gedrückt und sich dann aus dem Staub gemacht. Der völlig verdutzte 23-jährige Mann aus Berg-am-Laim übergab den Hundertfüßer der Bundespolizei. Später stellte sich heraus, dass der Biss des Tieres insbesondere für kleine Kinder sehr gefährlich sein kann.
„Entlaufene, bahnfahrende Hunde, im Gleis umherstreunende Katzen, Tauben am Bahnhofsdach, ein in einem Karton in einer S-Bahn zurückgelassener Hamster, Mäuse im Schaufenster der Bäckerei und entlaufene Pferde ebenso wie von der Weide ausgebüxte Kühe und im Gleis stehende Schafe – Tiergeschichten gibt es bei der Inspektion München beinahe wie Sand am Meer. Doch nun wurde die Reihe unglaublicher Geschichten um eine beinahe unglaubliche Episode erweitert. Dem Chilopoda der Klasse Arthropoda sei gedankt.“ erzählt Wolfgang Hauner, Sprecher der Bundespolizei in München.
Das war passiert: Ein Unbekannter sprach am Bahnsteig im Münchner Ostbahnhof kurz vor 13 Uhr am Dienstag, 17. August 2021. panisch einen 23-Jährigen aus Berg am Laim an. Er habe eben, ein ihm unbekanntes lebendes Tier im Rucksack aufgefunden. Er hätte den braunen, etwa sieben Zentimeter langen Findling wohl vom Urlaub aus Griechenland mitgebracht. Da er nicht wisse, ob das Ungetüm giftig ist, übergab er dem Verdutzen das Tier, ohne weitere Begutachtung eingewickelt in einem Handtuch, und dann machte er sich eiligst mit seiner Begleiterin aus dem Staub.
Der 23-Jährige Deutsche wusste sich nicht anders zu behelfen, als die Bundespolizei im Revier München-Ost zu kontaktieren. Eine Streife sicherte den später als Hundertfüßer (lat: Chilopoda) identifizierten Gliederfüßer (Arthropoda). Da die informierte Münchner Berufsfeuerwehr keinen Reptilienbeauftragten im Dienst hatte, wurde der ausweislose „Einwanderer“ nach Mitnahme zur Dienststelle und Kontaktaufnahme mit dem Tierheim Riem, diesem zur weiteren Klärung, der Frage möglicher Giftigkeit übergeben.
Es stellte sich dann heraus, dass der Hundertfüßer giftig ist und für Kinder sogar tödlich sein kann. Das Krabbeltier wurde von der Tierärztlichen Fakultät der LMU München (Reptilien) begutachtet und festgestellt, dass es sich um einen „Scolopendra“ handelt. Die Fachleute bescheinigten, dass ein Biss des „Europäischen Riesenläufers“ für kleine Kinder von sehr gefährlich bis tödlich, für Erwachsene immer noch als gefährlich eingestuft wird.
Hauner bedankte sich im Namen der Bundespolizei dem 23-Jährigen aus Berg am Laim dafür, dass er die Beamten sofort verständigte und durch sein umsichtiges Verhalten eine Gefährdung für andere Personen vermeiden konnte.