Trotz Verbotes der Bikerdemo am Samstag beteiligten sich etwa 10.000 Motorradfahrer aus dem ganzen Bundesgebiet auf ihrer Spazierfahrt über den Mittleren Ring in München. Hintergrund des Protestes ist eine Initiative des Bundesrates für ein Sonn- und Feiertagsfahrverbot für Motorräder. Der Luise-Kiesselbach-Tunnel musste gesperrt werden, weil darin ein Motorrad in Rauch aufgegangen ist und daraufhin die Brandmeldeanlage ausgelöst wurde.
Die Landeshauptstadt München erließ bereits am Freitag, 3. Juli 2020, einen Bescheid, in dem die angemeldete Motorrad-Demo auf dem Mittleren Ring in München verboten wurde. Die große Zahl von Motorrädern würde den Verkehr auf dieser wichtigen Verkehrsachse lahmlegen. Der Mittlere Ring diene auch dazu, schnelle Patiententransporte in Krankenhäuser oder zwischen Kliniken zu gewährleisten, argumentierte das Kreisverwaltungsreferat.
Aufgrund polizeilichen Recherchen in den sozialen Medien wurde bekannt, dass trotz Untersagung viele Motorradfahrer an dem ursprünglich geplanten Motorradcorso am Mittleren Ring festhalten wollten, allerdings ohne dabei versammlungstypische Kundgebungsmittel und –formen zu verwenden. Aufgrund dessen wurden von die Münchner Polizei im Vorfeld ausreichend Verkehrskräfte eingeteilt, um die Sicherheit im ‚Straßenverkehr zu gewährleisten und schnell auf Störungen reagieren zu können.
Am Samstag, 4. April 2020, waren dann bis 9:45 Uhr bereits ca. 3.500 Motorradfahrer auf dem Mittleren Ring und ca. 1.000 weitere im Bereich der Allianz Arena unterwegs. In der Spitze, gegen 10.30 Uhr, befanden sich letztendlich etwa 10.000 Motorfahrradfahrer auf dem rund 28 Kilometer umfassenden Mittleren Ring, weshalb es immer wieder zu Stauungen und kleineren Störungen kam. Auf das allgemeine Verkehrsgeschehen wurde durch die Münchner Polizei schnell und flexibel reagiert und wenn erforderlich, polizeiliche Maßnahmen durchgeführt.
Es kam während diesem hohen Verkehrsaufkommen zu einzelnen Verkehrsverstößen, so versuchten zum Beispiel einige Motorradfahrer eigenmächtig den Verkehr zu regeln. Durch die Verkehrspolizei des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord wurden hier die Personalien erhoben und Anzeigen erstellt.
Zudem begannen auf Höhe der Schenkendorfstraße gegen 10:45 Uhr Motorradfahrer durch Absteigen von den Motorrädern mit Blockaden des Mittleren Rings. Die Polizei konnte diese Fahrer kommunikativ dazu bewegen, ihr Verhalten einzustellen und weiterzufahren.
Außerdem kam es hier später um 13.15 Uhr zu einem Verkehrsunfall, bei dem ein Pannenhilfsfahrzeug ein ausgefallenes Motorrad aufladen wollte. Ein 76-jähriger Motorradfahrer übersah den Abschleppwagen mit gelben Warnblicklicht und prallte gegen das Pannenhilfsfahrzeug und stürzte auf die Straße. Am Motorrad entstand ein Totalschaden, das Pannenhilfsfahrzeug wurde leicht beschädigt. Es entstand ein geschätzter Gesamtschaden von ca. 4500 Euro. Zur Unfallaufnahme musste der Mittlere Ring an der Unfallstelle stadteinwärts für ca. eineinhalb Stunden komplett gesperrt und der Verkehr über die Ungerer Straße abgeleitet werden. Hierbei kam es zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen.
Gegen 10:55 Uhr musste der Luise-Kiesselbach-Tunnel wegen eines Brandalarms gesperrt werden. Der Grund für die Tunnelsperre war ersten Erkenntnissen zur Folge ein technischer Defekt eines Motorrades, das stark rauchte. Diesbezüglich werden weitere Ermittlungen geführt. Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer konnten an der Oberfläche umgeleitet werden. Ab 12 Uhr war nach Freigabe der Feuerwehr der Tunnel wieder in beiden Richtungen befahrbar.
Das Interesse der Bevölkerung an dem Corso war rege, stellte die Münchner Polizei fest. Es befanden sich viele Zuschauer am Straßenrand sowie auf den Brücken über dem Mittleren Ring. Zusätzlich erreichten die Einsatzzentrale der Polizei zahlreiche Beschwerden über Lärm und Verkehrsbehinderungen.
Ab 12:15 Uhr begann eine sichtbare Abreisebewegung der teilnehmenden Motorradfahrern. Der Mittlere Ring leerte sich sichtlich, wodurch sich der Verkehr ab ca. 14 Uhr wieder normalisierte.