Die Bayerische Staatsregierung hat OB Dieter Reiter informiert, dass sie die Planungen für eine Tram durch den Englischen Garten nicht genehmigen wird. Die Begründung: Die Trasse inklusive Radwege wäre um 35 Prozent breiter als bisher die existierende Straße.

Akkutram durch Englischen Garten beerdigt - Quelle Grafik MVG (ursprünglich in Farbe)
Visualisierung Akkutram durch Englischen Garten beerdigt – Quelle Grafik MVG (Original-Grafik wäre in Farbe)

Die CSU/FW-geführte Bayerische Staatsregierung hat die Pläne für eine Akku-Straßenbahn durch den Englischen Garten in München gestoppt. Die Staatskanzlei hat Oberbürgermeister Dieter Reiter in einem Brief darüber informiert. Begründet wird die Ablehnung damit, dass die Planungen des Münchner Mobilitätsreferates davon ausgehen, dass die Trasse um 35 Prozent breiter wäre. Die Staatsregierung habe aber 2017 ihre damalige Zustimmung für das Projekt davon abhängig gemacht, dass die Planungen nicht über die Breite der vorhandenen Busstraße hinausgehen. Damit sei ein denkmalverträglicher Bau nicht möglich. Die Staatsregierung folgt damit den Bedenken der CSU-Fraktion im Münchner Stadtrat, die das Projekt grundsätzlich ablehnt und einen Elektrobus-Verkehr priorisiert.

Die Tram durch den Englischen Garten wären Teil der Tram-Nordtangente gewesen, die den stark frequentierten Tangentialverkehr von Neuhausen über eine Neubaustrecke durch die Franz-Joseph-Straße und den Englischen Garten mit der bestehenden Trasse nach Bogenhausen verbunden hätte. Zum Einsatz sollten dazu Akku-Straßenbahnen kommen, die auf der einen Kilometer langen Strecke durch den Englischen Garten ohne Oberleitung auskommen. 

MVG signalisiert für eine Optimierung Gesprächsbereitschaft

MVG-Chef Ingo Wortmann kritisiert, dass die Planungsunterlagen der Staatsregierung bereits seit fast einem Jahr vorliegen würden und Gesprächsangebote abgeschmettert wurden: „Über die Berichterstattung zur Haltung des Freistaats und das Schreiben, das uns seit heute Vormittag vorliegt, bin ich sehr erstaunt. Dem Freistaat haben wir die Planungsunterlagen bereits im Mai 2023 zur Verfügung gestellt und immer wieder Gesprächsangebote gemacht, die aber abgesagt wurden. Gemeinsam mit der Tram-Westtangente trägt die Tram- Nordtangente dazu bei, das U-Bahnnetz in den innenstadtnahen Abschnitten zu entlasten. Dies ist vor dem Hintergrund des prognostizierten Stadtwachstums zwingend notwendig. Für eine Optimierung der Planungen im Sinne des Freistaats – insbesondere im Hinblick auf die Breite der Trasse – sehen wir Möglichkeiten. Wir stehen für Gespräche mit dem Freistaat dazu bereit.“

Aus dem Rathaus gibt es unterschiedliche Reaktionen zum endgültigen Aus der Akkutram durch den Englischen Garten. Während CSU und FDP/Bayernpartei erfreut reagieren, herrscht bei Rot-Grün Katerstimmung. Stadtrat Richard Progl (BP) unterstützt den Entscheid der Staatsregierung: „Endlich ist dieses irrsinnige Projekt vom Tisch! Das Veto des Freistaats kommt spät, aber immerhin herrscht jetzt Klarheit, dass die grün-roten Träume von einer Park-Tram Makulatur sind. Unsere Fraktion setzt sich seit Jahren für die Wiedervereinigung des Englischen Gartens ein. Eine breite Trambahn-Schneise wäre hier völlig kontraproduktiv und würde den Park weiter zerschneiden, statt eine alte Wunde zu heilen.“

SPD wirft Staatsregierung Wortbruch vor 

Enttäuscht reagiert der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Nikolaus Gradl, auf das Aus: „Es ist absolut enttäuschend, dass die CSU das durch Ministerpräsident Seehofer gegebene Versprechen jetzt auf diesem Weg kassiert und Parteipolitik zu Lasten der Münchnerinnen und Münchner macht. Wenn Söder vor zwei Jahren gesagt hätte, dass er überhaupt nicht vorhat, den Bau durch den Englischen Garten zu genehmigen, wären der MVG und der Stadt viele aufwendige Planungen erspart geblieben.“ Florian Siekmann, Vorsitzender der Grünen in München, wirft Ministerpräsident Markus Söder vor, die Mobilitätswende in München zu sabotieren: „Ein Bulldozer ist in unsere Verkehrsplanungen gedonnert, mit Markus Söder am Steuer. Er schert sich einmal mehr nicht um jahrelange Planung und getroffene Absprachen. Das letzte Wort hat der Landtag. Mit einem Dringlichkeitsantrag nächste Woche werden wir fordern, die falsche Entscheidung zu kippen“.

Einfach nur Schienen in die vorhandene Straße einbauen 

Pragmatisch sieht der Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste, Stefan Hofmeir, eine Lösung zur Rettung des Akkutram-Projektes: „Nach dem Nein der Bayerischen Staatsregierung zu den aktuellen Planungen der Tram durch den Englischen Garten, gibt es nur noch eine Lösung um diese hochattraktive Schienenverbindung zwischen Schwabing und Bogenhausen realisieren zu können: Einfach nur Schienen in die vorhandene Asphaltstraße einbauen, die aktuell bereits von Bussen genutzt wird. Und sonst keine Änderungen vornehmen.“