Vor exakt vier Jahren wurden die beiden Bürgerbegehren “Radentscheid München” und “Altstadt-Radlring” mit insgesamt 160.000 Unterschriften vom Münchner Stadtrat beschlossen. Vier Jahre nach dem Beschluss zieht der Radentscheid Bilanz und sieht Licht und Schatten.
Die Bilanz des Radentscheids nach vier Jahren: Insgesamt wurden 65 – für den Radverkehr wichtige – Straßenabschnitte eine Umplanung durch den Stadtrat beauftragt, an denen das Mobilitätsreferat derzeit arbeitet. 20 davon wurden bereits öffentlich vorgestellt. Bei 12 Maßnahmen hat der Stadtrat bereits den Umbau beschlossen, wovon 2 gerade umgebaut werden und 2 bereits fertig sind.
Fertig sind die Teilabschnitte des Altstadt-Radlrings in der Blumenstraße zwischen Sendlinger Tor und Papa-Schmidt-Straße sowie am Thomas-Wimmer-Ring. Im Bau ist der Altstadt-Radlring in der Von-der-Thann-Straße und die Querung in der Stadlheimer Straße.
Andreas Schön, Sprecher des Radentscheid München, erklärt: „Das ist heute eine klare Licht-und-Schatten-Bilanz: Einerseits sehen wir die mittlerweile gut eingespielten und konstruktiven Prozesse, hoch motivierte Verantwortliche in der Stadtverwaltung, tolle Umbaupläne und einige bereits für den Umbau beschlossenen beziehungsweise sogar bereits umgesetzten Maßnahmen. Das zeigt: Der Radentscheid wirkt. Andererseits ist aber auch klar, dass es noch ein ganz schön langer Weg bis zur vollständigen Umsetzung und einem durchgängigen Radlvorrangnetz in Radentscheid-Qualität ist. Denn leider sind die sieben Meilensteine zu einem neuen Radweg in dieser Stadt im echten Wortsinne „Meilensteine“: große und schwere Brocken. Es ist daher wichtig, dass möglichst viele Maßnahmen parallel angegangen werden, die Prozesse weiter bestmöglich optimiert werden und alle am gleichen Strang ziehen.“
„Jeder Parkplatz wird verteidigt, als ginge es um Leben und Tod“
„Was mich allerdings sehr stört, ist die verzerrte Darstellung wie beispielsweise die letzte Woche beschlossene Elisenstraße, oder die Grüneinfärbung am Altstadt-Radlring”, ergänzt Katharina Horn, ebenfalls Sprecherin des Radentscheid München und kritisiert weiter: “Plötzlich werden Maßnahmen, die der Stadtrat selber beschlossen hat, als Luxus-Radwege dargestellt, oder jeder einzelne Parkplatz wird verteidigt, als ginge es um Leben und Tod. Wenn wir wirklich den Radverkehrsanteil signifikant erhöhen und gleichzeitig eine Vision Zero (keine Verkehrstoten) etablieren wollen – dann geht das nicht, ohne mehr Platz für den Radverkehr und damit den ruhenden Autoverkehr einzuschränken. Und dann plötzlich mit nicht nachvollziehbaren Zahlen in die Öffentlichkeit zu gehen, das empfinden wir als unsachlich.”
Die Vertreterinnen und Vertreter des Radentscheid wünschen sich, dass die Notwendigkeit zur Mobilitätswende von einem breiten Spektrum der demokratischen Parteien akzeptiert und vertreten wird. Für nachhaltigere Mobilität sei der Radverkehr nun mal ein ganz entscheidender Baustein. Den die Klimakrise mache keine Pause. Es brauche wesentlich mehr Tempo bei der Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen.