Viele Eventstätten werden am Montagabend in München rot leuchten. Hintergrund ist die Lichtaktion „Night of Lights“, mit der die Veranstaltungswirtschaft in Deutschland einen flammenden Appell an die Politik zur Rettung des Wirtschaftszweiges richtet. In München werden nach Einbruch der Dunkelheit unter anderem der Olympiaturm, das Riesenrad im Werksviertel, das Isartor, der Circus Krone, dass Gasteig oder die Muffathalle in Rot erstrahlen.

Circus Krone in Rot
Auch der Circus Krone in München macht am 22. Juni 2020 bei der Night of Light auf die prekäre Lage der Eventwirtschaft aufmerksam
Quelle Foto: Circus Krone

Einen flammenden Appell richtet am Abend des 22. Juni 2020 die Eventwirtschaft in Deutschland an die Politik. Bundesweit werden Veranstaltungsorte rot illuminiert. Auch in München machen viele betroffene Stätten mit. Weithin sichtbar wird das rote Hilferuf in der Landeshauptstadt in der Nacht auf Dienstag vor allem durch die rote Beleuchtung des Olympiaturms und des Riesenrads im Werksviertel zu sehen sein. Kulturstätten wie das Stadtmuseum, Gasteig, Literaturhaus, Zenith oder die Muffathalle werden ebenso bei dieser Protestaktion mitmachen wie der wirtschaftlich stark gebeutelte Circus Krone oder das Valentinmuseum im Isartor. 

Wegen der Coronakrise ist die Eventwirtschaft besonders unter die Räder gekommen. Mit der Aktion „Night of Light“ signalisieren sie: „Die nächsten hundert Tage überleben wir nicht!“. Sie fordert damit einen echten Dialog mit der Politik, um einen gemeinsamen Weg aus der Krise zu finden.  Faktisch alle Unternehmen aus den Bereichen Messebau, Veranstaltungstechnik, Eventagentur, Catering, Bühnenbau, Eventlocation, Messegesellschaft Kongresscenter, Tagungshotel, Konzertveranstalter, Künstler und Einzelunternehmer haben durch die erfolgten Veranstaltungsverbote seit dem 10. März 2020 innerhalb weniger Werktage ihre gesamten Auftragsbestände verloren. Sie gerieten als erste in die Krise und werden als letzte wieder aus der Krise herauskommen.

Olympiaturm in Rot 

Mit dabei ist auch die Olympiapark GmbH mit dem Olympiaturm. Geschäftsführerin Marion Schöne erklärt dazu: „„Es ist bitter zu sehen, wie sich die Pandemie auf das Live-Entertainment auswirkt. Die Lage ist tatsächlich hoch kritisch, unzählige Existenzen sind bedroht. Im Olympiapark liegt das Veranstaltungsgeschäft seit Mitte März komplett danieder, der Ort der für pulsierendes Leben und Freude steht und der in den letzten knapp 50 Jahren weit über 14.000 Veranstaltungen erlebt hat. Darum ist es für uns selbstverständlich, an dieser Aktion teilzunehmen und auf die prekäre Situation aufmerksam zu machen. Wir hoffen sehr auf ein konkretes und baldiges Signal der Politik, wie es mit dem Live-Entertainment, insbesondere den Großveranstaltungen nach Oktober weitergeht. Wir sind auf alles vorbereitet, aber eines ist klar, solange die Abstandsregel gilt, werden unsere Veranstaltungsformate für keine Seite wirtschaftlich sein.“ 

Das Gasteig ist auch mit dabei

Das Kulturzentrum Gasteig in München beteiligt sich ebenfalls an der Aktion. Geschäftsführer Max Wagner begründet dies: „Münchens Strahlkraft speist sich nicht zuletzt aus seinem vielfältigen kulturellen Angebot. Dieses ist jedoch in großer Gefahr – wie kaum ein anderer Bereich musste und muss die Kultur aufgrund der Pandemie große Einbußen hinnehmen. Mit unserer Teilnahme an der Night Of Light setzen wir ein Zeichen der Solidarität mit existenziell bedrohten kulturellen Institutionen und Künstlern und zeigen: Wir sind da, wir wollen Kultur machen und es ist dank fundierter Hygienekonzepte auch möglich.“

Eine ganze Branche steht vor der Pleite 

Anders als im produzierenden Gewerbe können weggefallene Umsätze nicht mehr nachgeholt werden, es kann auch nichts „auf Lager“ produziert werden. Die Veranstaltungswirtschaft insgesamt ist einer der größten Sektoren der deutschen Wirtschaft und zählt rund 1 Million direkte Beschäftigte. Es wird ein jährlicher Umsatz von rund 130,0 Mrd. Euro erwirtschaftet.  Rechnet man die Kultur- und Kreativwirtschaft mit ihren veranstaltungsbezogenen Teil- und Zuliefermärkten hinzu, so beschäftigen mehr als dreihunderttausend Unternehmen in über 150 Disziplinen mehr als 3 Millionen Menschen und erzielen einen Jahresumsatz von über 200 Milliarden Euro.

Der Umsatzausfall über einen Zeitraum von mindestens acht Monaten hat eine akute Insolvenzgefahr für die gesamte Branche herauf beschworen. Hilfeleistungen von Form von Krediten reichen bei Weitem nicht aus. Da diese Kredite nicht wertschöpfend investiert werden können, sondern zur Deckung von Betriebskosten aufgewendet werden müssen, führt dies nach dem Verbrauch der Kredite zu einer erneuten Zahlungsunfähigkeit in Verbindung mit einer Überschuldung der betroffenen Unternehmen und Einrichtungen. Die Veranstalter fordern wirkungsvolle Hilfsprogramm, um zu überleben. 

Warum rot? 

Die Farbe Rot dieser Aktion soll folgendes ausdrücken:

  • Die Veranstaltungswirtschaft befindet sich auf der „Roten Liste“ der aussterbenden Branchen
  • Alarmstufe Rot, weil ein Milliardenmarkt und hunderttausende Arbeitsplätze in Gefahr sind
  • Weil damit der flammende Appell an die Öffentlichkeit symbolisiert werden soll

Welche Gebäude in der Nacht vom 22. auf 23. Juni 2020 beleuchtet werden, kann man auf der Landkarte auf der Website www.night-of-light.de herausfinden. Die Lichtaktion beginnt mit Einbruch der Dämmerung und dauert bis frühmorgens.

Hashtag für Facebook, Twitter und Instagram: #nightoflight2020