Am 31. Oktober 2016 endet nach rund 24 Jahren die Tätigkeit von Herbert König als Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Er geht in Ruhestand und übergibt am 1. November 2016 den Fahrerstand an Ingo Wortmann (rechts im Bild). Wortmann kommt aus Ulm, wo er 13 Jahre für den Nahverkehr von Neu-Ulm und Ulm zuständig war.
Ingo Wortmann (46) übernimmt die Geschäfte als MVG-Chef und SWM Geschäftsführer Verkehr zum 1. November 2016. Er wird derzeit von Herbert König eingearbeitet und fungiert noch bis Ende Oktober als sein erster Stellvertreter. Der gebürtige Wuppertaler war rund 13 Jahre Geschäftsführer der SWU Verkehr GmbH und der SWU Nahverkehr Ulm/Neu-Ulm GmbH, der Verkehrstöchter der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm.
Nach einem Studium der Bautechnik, Fachrichtung Verkehrsplanung und Verkehrssysteme, in Wuppertal (1990 bis 1995) begann Ingo Wortmann 1996 seine Karriere bei den Dresdner Verkehrsbetrieben, wo er zunächst als Referent Grundsatzplanung Verkehr im Vorstandsbüro und anschließend als Chef des Vorstandsbüros tätig war. Er baute in Dresden auch die Abteilung Verkehrsplanung und Marktforschung auf und leitete diese. Zuletzt fungierte er als Co-Leiter Verkehrsmanagement und Marketing. 2003 wechselte Wortmann nach Ulm. Dort zählten unter anderem die Transformation des Verkehrsbetriebs zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen und der Ausbau der Straßenbahn zu einigen seiner Tätigkeitsschwerpunkte. Ingo Wortmann ist seit 2000 in vielen Funktionen beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) aktiv, seit 2010 ebenfalls als Vizepräsident.
Auf Wortmann warten große Herausforderungen in München. Die Kapazitäten insbesondere bei der U-Bahn kommen an ihre Grenzen. Die Zahl der Fahrgäste hat sich hier von 1992 bis jetzt von jährlich 254 Millionen auf 398 Millionen (+57 Prozent) gesteigert. Das bedeutet auch, dass die Strecken heute je Kilometer um 25 Prozent intensiver genutzt als noch 1992, mit der Folge eines riesigen Instandhaltungsbedarfes. Allein bei der U-Bahn sind bereits jetzt etwa 3.500 Einzelmaßnahmen im Jahr 2017 geplant, die weitestgehend in der kurzen Betriebsruhe abgewickelt werden sollen.
Für Wortmann gilt es auch, der Politik die neuen Projekte schmackhaft zu machen. Für die Tram-Westtangente sind die Planungen weit gediehen. Für die nach wie vor hoch nutzbringende Tram-Nordtangente konnten mit der Serienreife des Batteriebetriebs im Abschnitt Englischer Garten die Voraussetzungen für einen Bau ohne jegliche Beeinträchtigung des Gartens durch Fahrleitungsanlagen geschaffen werden. Bei beiden Projekten sperrt sich allerdings die Münchner CSU. Für die MVG hat außerdem die U9-Spange von der Implerstraße über den Hauptbahnhof zur Münchner Freiheit höchste Priorität, um die U3/U6 zu entlasten. Dazu kommen Bauprojekte wie die Modernisierung von U-Bahnhöfen und der parallele Bau von drei neuen Betriebshöfen für Bus, Tram und U-Bahn. Außerdem wird der neue MVG-Chef neue Wege zur Personalgewinnung wegen des Ausbaus der Kapazitäten bei U-Bahn, Tram und Bus und der gleichzeitigen altersbedingten Fluktuation beschreiten müssen.
Ein wirklich dickes Brett wird Wortmann bohren müssen, um die Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs in München zu sichern, weil sich mehrere Negativeffekte addieren: Immenser Modernisierungsbedarf in der Infrastruktur, Netz- und Angebotsausbau, steigender Personalbedarf und weitestgehend ausgeschöpfte Rationalisierungsreserven auf der Kostenseite, ungesicherte und tendenziell rückläufige Kofinanzierung durch Bund und Land sowie sinkende Finanzkraft des Querverbundes innerhalb der Stadtwerke München auf der Einnahmenseite.