Fußgänger repräsentieren unter den getöteten Verkehrsteilnehmern in München die größte Gruppe. In diesem Jahr sind schon wieder neun Fußgänger ums Leben gekommen. Die Polizei hat nun ein Videos zur Prävention vorgestellt.
Insgesamt 13 Fußgänger kamen im Jahr 2014 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums München ums Leben. Rund 1.000 Fußgänger wurden bei Verkehrsunfällen verletzt. Insgesamt gesehen stellen die Fußgänger unter den getöteten Verkehrsteilnehmern mit knapp 45 Prozent die größte Gruppe dar. Auch in diesem Jahr zeichnet sich kein anderes Bild ab. Bereits neun Fußgänger wurden getötet (auch hier ein Anteil von 45 Prozent) und rund 800 Fußgänger zum Teil schwer verletzt. Fünf der getöteten Fußgänger wurden von Pkw und je zwei von Bussen und Lkw erfasst. Alle neun verstorbenen Fußgänger waren erwachsen. Fünf von ihnen befanden sich bereits im Seniorenalter. Allein bei Verkehrsunfällen im Oktober 2015 verloren zwei Fußgänger ihr Leben. Dazu erlitten 99 Fußgänger in diesem Monat zum Teil schwerste Verletzungen.
Ausnahmslos alle tödlichen Verkehrsunfälle mit Fußgängerbeteiligung in diesem Jahr ereigneten sich direkt im Stadtgebiet München. Am häufigsten passierte es in Zentrumsnähe beziehungsweise dort, wo die Fußgängerfrequenz am höchsten ist. Hierbei zeichnen sich keine Unfallhäufungen an bestimmten Örtlichkeiten ab. Allerdings ereignen sich rund ein Drittel dieser Verkehrsunfälle direkt an Kreuzungen und Einmündungen. Als Hauptverursacher an einem Verkehrsunfall sind Fußgänger oder Fahrzeugführer je nach Altersklasse unterschiedlich oft vertreten. Kinder als Fußgänger setzten in etwas mehr als der Hälfte der Fälle selbst die Ursache an einem Verkehrsunfall. Jugendliche sind sogar fast für zwei von drei Unfällen hauptsächlich selbst verantwortlich. Erwachsene und dabei vor allem Senioren befinden sich als Fußgänger mit zunehmendem Alter hingegen häufiger in der Opferrolle.
Als Hauptunfallursachen gelten nach Einschätzung der Polizei:
- fehlerhaftes (z. B. bei „roter“ Ampel) oder unvorsichtiges Überschreiten der Fahrbahn – ursächlich für sechs von neun Toten im Jahr 2015!
- fehlerhaftes Verhalten von Fahrzeugführern gegenüber Fußgängern, insbesondere beim Abbiegen oder Wenden (z.B. „Toter Winkel“). Betrachtet man den jeweiligen Unfallhergang genauer, zeigen sich in vielen Fällen ähnliche Verhaltensmuster: Fußgänger:
- Überqueren bei stockendem Verkehr die Fahrbahn • Nutzen eine nahe sichere Überquerungsmöglichkeit nicht oder gehen gar bei Rot
- sind dunkel gekleidet und schlecht erkennbar
- Überqueren die Fahrbahn auf kürzestem Weg, um z.B. den Bus noch zu erwischen
- sind als “Smombie“ unterwegs oder durch Kopfhörer abgelenkt. (Jugendwort des Jahres 2015 – beschreibt den „Smartphone-Zombi“, welcher mit einem auf das Handy fixierten Blick von seiner Umgebung nichts mehr mitbekommt). Fahrzeugführer:
- fahren zu schnell und oftmals auch einfach nicht der Situation angepasst
- sind unaufmerksam bzw. abgelenkt
- tätigen beim Abbiegen keinen Schulterblick
- beobachten als Fahrer eines LKW nicht gezielt die Bereiche um den „Toten Winkel“ vor und während des Abbiegens
- fahren als Radler auf dem Gehweg oder als „Geisterradler“ in falscher Richtung. Doch wie können Verkehrsunfälle verhindert werden? • grundsätzlich ein stärkeres „Miteinander“ mit gegenseitiger Rücksichtnahme
- bewusste und am besten uneingeschränkte Wahrnehmung (z.B. kein Kopfhörer bzw. als “Smombie“ unterwegs) der Umgebung mit allen Sinnen
- helle und bestenfalls reflektierende Bekleidung, insbesondere auch
- für Kinder für eine sichere Überquerungsmöglichkeit auch einen kleinen Umweg in Kauf nehmen
- als Fahrzeugführer beim Abbiegen den Schulterblick nicht vergessen
- als Fußgänger an Kreuzungen bzw. Einmündungen auch bei Vorrang auf abbiegende Fahrzeuge achten
Dr. Wolfram Hell, Unfallforscher vom Institut für Rechtsmedizin in München, begleitet das Polizeipräsidium München mit seinen wissenschaftlichen Expertisen. Er verweist dabei vor allem auf den Zusammenhang zwischen den Fahrgeschwindigkeiten und der Schwere der Unfallfolgen bei einer Fußgängerkollision. Weiter gibt es noch nicht ausreichend umgesetzte Möglichkeiten zur Verbesserung der Fahrzeugtechnik. Nach Ansicht des Experten ist es beispielsweise dringend erforderlich, generell automatisierte Fußgängererkennungssysteme in den Kraftfahrzeugen einzubauen. Diese können dann notfalls selbstständig eine Bremsung einleiten.
Seit Beginn des Jahres 2014 hat das Polizeipräsidium München im Rahmen seiner Präventionsarbeit bereits zwei Filme in der Videofilmreihe „Obacht gebn – sicher ans Ziel“ mit den Titel „Gscheid radln – aufeinander achten!“, und „Abbieger – Augenblick bitte!“ produziert und veröffentlicht. Die dritte und aktuelle Folge trägt den Titel „Lieber sicherGehen…“. Ziel ist die Schärfung des Gefahrenbewusstseins für typische Situationen als Fußgänger und die Vermittlung von Hinweisen zur Unfallverhütung. Die Zielgruppe umfasst altersübergreifend alle Führer von Kraftfahrzeugen sowie Radfahrer und Fußgänger. Mit Hilfe der Filmreihe will die Münchner Polizei das „Miteinander im Straßenverkehr“ fördern, indem zielgruppenorientiert über gesetzliche Regelungen und Risiken informiert wird. Verkehrsteilnehmer sollen für die Gefahren des Straßenverkehrs sensibilisiert werden.
Zudem erhalten sie wertvolle Tipps, wie sie durch eigenes Verhalten und auch mittels technischer Hilfsmittel die eigene Sicherheit und die ihrer Mitmenschen erhöhen können. Das Polizeipräsidium München bedankt sich bei den Polizeivereinen Münchner Sicherheitsforum e.V., Polizisten helfen e.V. und Münchner Blaulicht e.V. für die finanzielle Unterstützung des Projekts. Der Film ist auch über YouTube auf dem Bayernkanal der Bayerischen Staatsregierung (www.youtube.com/user/Bayern), in den sozialen Medien auf der Facebookseite des Polizeipräsidiums München (www.facebook.com/ppmuenchen) und auf der Homepage des Polizeipräsidiums München (www.polizei-muenchen.de) zu finden.