Das Gottvertrauen muss besonders groß gewesen zu sein, als eine evangelikale Freikirche in München-Obersendling am vergangenen Sonntag ihre Gläubigen ohne Hygieneregeln zum Gottesdienst zusammengerufen hat. In einem viel zu kleinen Gebetsraum drängten sich 76 Erwachsene und 60 Kinder ohne Abstandsregeln, Mund-Nasenschutz und ohne Lüftung. Die Polizei löste den Gottesdienst auf und zeigte die Erwachsenen wegen dem Verstoß gegen die Infektionsschutzregeln an.
Freikirchen sorgen in der Coronakrise immer wieder für Schlagzeilen. So hatten sich im Mai bei dem Superspreader-Event in einer Freikirche in Frankfurt 200 Gläubige mit dem Coronavirus infiziert, den Virus weitergetragen und damit die Gesundheit anderer Menschen gefährdet. Das Übertragungsrisiko sei in den Freikirchen besonders hoch, erklärte im August des vergangenen Jahres Joachim Henn von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in München-Großhadern gegenüber BR24. Nähe und Zuneigung durch Körperkontakt, Tanzen oder das Singen sei dort stark ausgeprägt. Seine Gemeinde habe darauf reagiert, erklärt er. Geringere Teilnehmerzahlen, Mundschutz und Abstände wurden bei den Gottesdiensten eingeführt und auf Hände reichen oder Tanzen verzichtet.
Nichts daraus gelernt scheint dagegen eine evangelikale Freikirche in München-Obersendling zu haben. Am Sonntag, 3. Januar 2021, gegen 12 Uhr, wurde der Polizei mitgeteilt, dass eine Glaubensgemeinschaft einen Gottesdienst in einem Gebäude in Obersendling mit einer hohen Personenzahl abhalten würde. Vor Ort konnten schließlich insgesamt 76 Erwachsene und 60 Kinder angetroffen werden. Die Abstände wurden nicht eingehalten und es wurden auch nicht die erforderlichen Mund-Nasen-Bedeckungen getragen. Dazu wurde der Raum, welcher für diese Personenzahl viel zu klein war, auch nicht gelüftet und der Verantwortliche konnte kein Hygienekonzept vorweisen. Aus diesem Grund löste die Polizei den Gottesdienst auf. Alle erwachsenen Personen wurden nach dem Infektionsschutzgesetz angezeigt.