In der Stadtratssitzung am Donnerstag hat der Leiter der München-Kliniken, Dr. Axel Fischer, die prekäre Lage wegen der vierten Welle der Conora-Pandemie in den Münchner Krankenhäuser hingewiesen. Es wären noch 100 Intensivbetten verfügbar, aber es fehlt das Personal dazu. Der Leiter des Krisenstabs in München, Wolfgang Schäuble, berichtet, dass Ende der Woche 10 bis 15 Intensivpatienten aus Münchner Krankenhäuser in andere Bundesländer verlegt werden müssen, um Platz für Corona-Neueinweisungen zu schaffen. Scharfe Kritik wurde in Redebeiträgen von Stadträten daran geübt, dass die Hälfte der Münchner Kliniken nicht an der Covid-Versorgung teilnimmt.
Nur 19 Kliniken von insgesamt 40 in München nehmen an der Covid-Versorgung teil. Dr. Axel Fischer hat am 25. November 2021 in der Stadtratssitzung im Löwenbräukeller in München von der prekären Lage an den Münchner Krankenhäuser berichtet. „Wir können nicht so weitermachen. Es kann nicht sein, dass 100 Intensivbetten wegen fehlendem Personal brach liegen und Krebs- oder Herzoperationen verschoben werden müssen. Auf der anderen Seite werden in Privatkliniken weiterhin Schönheitsoperationen durchgeführt. Alle sind extremst frustriert.“, so der Chef der München Klinik. Fischer hofft, dass in den anstehenden Gesprächen zwischen den Bayerischen Kliniken und Gesundheitsminister Klaus Holetschek Lösungen gefunden werden.
Der Chef der München Kliniken berichtet, dass der Anteil der Covid-Patienten auf den Intensivstationen in den letzten beiden Wochen auf 34 Prozent gestiegen ist. Das, obwohl im gleichen Zeitraum auch wieder 150 Patienten entlassen wurden oder verstorben sind. Die schwerwerkrankten und invasiv beatmeten Patienten sind bis auf wenige Ausnahmen ungeimpft. Fischer sieht aber auch die Tendenz, dass die geimpften Patienten immer mehr werden. Denn durch die hohe Zahl an Infektionen sei es nach dem „Gesetz der großen Zahl“ ganz logisch, dass es auch hier eine Zunahme gäbe.
Stadtrat Klaus-Peter Rupp (SPD) sieht die Lage in seinem Redebeitrag so: „Es ist ein Skandal, dass sich mehr als 50 Prozent der Kliniken nicht an der Pandemiebekämpfung beteiligt. Fachkliniken müssen sich einbringen.“ Der Oberbürgermeister erinnert sich an seinem Besuch in der letzten Woche in der Intensivstation im Klinikum Neuperlach. Die Pflegerische Klinikleitung Christa Gottwald berichtete ihm, dass allein in Neuperlach 2 Operationssäle geschlossen sind, weil die OP- und Anästhesie-Pflegekräfte auf den Covid-Stationen unterstützen müssen. Dazu kommt die längere Liegezeit der inzwischen deutlich jüngeren Patienten, die schwer erkranken. Dr. Thomas Felbinger, der als Chefarzt für die Covid-Station verantwortlich ist, erzählte ihm von 40 bis 50-jährige Covid-Patienten, die 10 Wochen und mehr an der Lungenmaschine um ihr Leben kämpfen.
Der Leiter des Krisenstabes in München, Oberbranddirektor Wolfgang Schäuble teilte dem Stadtrat mit, dass bis Ende der Woche 10 bis 15 Patienten aus München in andere Bundesländer verlegt werden müssen, um wieder freie Betten zu schaffen. Es handelt sich dabei um geimpfte Intensivpatienten mit anderen Krankheiten, um Platz für Covid-Patienten zu schaffen. Momentan sind in der Landeshauptstadt noch fünf Prozent der Intensivbetten verfügbar. Seine Prognose ist, dass alle Intensivkapazitäten in München bis zum 9. Dezember komplett ausgelastet sind.
Oberbürgermeister Dieter Reiter warnt davor, sich von den sinkenden Inzidenzen in letzten Tagen in München blenden zu lassen. Diese sind von dem Höchststand von knapp 800 am 18. November auf 525 am 25. November nach den tatsächlichen Zahlen des Gesundheitsamtes München gesunken. Aber am Donnerstag waren es schon wieder 1430 neue Fälle. „Wir können uns ganz schnell wieder in Richtung der 1.000 nähern“, gibt Reiter zu bedenken. Er sieht noch lange keinerlei Entspannung der Lage.