Ein Schlag gegen Callcenter-Betrüger ist der Münchner Polizei gelungen. Innerhalb von zwei Tagen konnten fünf falsche Polizeibeamte dingfest gemacht werden, die von Seniorinnen und Senioren mehrere zehntausend Euro ergauntert haben. Seit Jahresbeginn konnten nun schon 29 Mitglieder der Betrügerbande festgenommen werden. Im letzten Jahr waren es 16 Personen.
Nach mehrmonatigen intensiven kriminalpolizeilichen Ermittlungen zum Phänomenbereich „Falsche Polizeibeamte“, unter enger Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidiums Mittelfranken, ist es der AG Phänomene in der letzten Woche gelungen, insgesamt fünf
tatverdächtige Personen, die als sogenannte „Abholer“ der bandenmäßigen Tätergruppierung fungierten, in München festzunehmen.
Bei den Festgenommenen handelt es sich um vier weibliche und eine männliche Person, im Alter von 17 bis 58 Jahren die ihre Wohnsitze in München, Nürnberg und im Landkreis Fürstenfeldbruck hatten. Nach aktuellem Ermittlungsstand waren die fünf Tatverdächtigen im Zeitraum von Dienstag, 27.4.2021, bis einschließlich Dienstag, 3.8.2021, in nachweislich neun Fällen in München, Nürnberg und Landshut aktiv beteiligt gewesen. Hierbei hatten sie auf Anweisung durch sogenannte „Logistiker“ der Tätergruppierung die Wohnadressen von insgesamt neun Seniorinnen und Senioren im Alter von jeweils über 70 Jahren aufgesucht und mehrere Wertgegenstände sowie Bargeldbeträge in einer Gesamthöhe von mehreren zehntausend Euro entgegengenommen beziehungsweise abgeholt.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft München I wurden gegen alle festgenommenen Personen durch den zuständigen Ermittlungsrichter beim Amtsgericht München Untersuchungshaftbefehle erlassen. Seit Jahresbeginn konnten durch die Münchner Ermittlungsbehörden von Polizei und Staatsanwaltschaft somit bereits 29 Mitglieder dieser, der organisierten Kriminalität zuzurechnenden, und überwiegend aus Callcentern in der Türkei operierenden Banden, festgenommen und inhaftiert werden. Im Vergleich dazu wurden im Jahr 2020 insgesamt 16 Personen festgenommen und inhaftiert.
Hans-Peter Chloupek, Leiter der Arbeitsgruppe „Phänomene“, führte in der Pressekonferenz am 10. August 2021 die neuerlichen Ermittlungserfolge und den deutlichen Anstieg der Festnahmezahlen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums München insbesondere auf die polizeilichen Erkenntnisse über die Täterstrukturen zurück. Darüber hinaus stellte er „den engen Austausch und die vertrauensvolle, professionelle, behördenübergreifende Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Ermittlungsbehörden von Polizei und Staatsanwaltschaft auf bayerischer und auf türkischer Seite“ hervor. Somit sei es nunmehr möglich, diese Form der organisierten Kriminalität ganzheitlich effizienter zu bekämpfen.
Oberstaatsanwalt Kai Gräber stellte die aktuellen Zahlen der Staatsanwaltschaft München I vor und führte dabei aus, dass von den erwähnten 29 Verfahren bereits sieben angeklagt seien. Er verurteilte, neben den oftmals verursachten hohen finanziellen und materiellen Schäden, insbesondere das durch die Tätergruppierung per Telefon verursachte psychische und seelische Leid bei den Tatopfern als moralisch zutiefst verwerflich.