Diese Woche konnte eine falsche Polizeibeamtin eine 88-jährige Frau aus München-Giesing am Telefon überreden, knapp 8.000 Euro über Zahlungsdienstleister in die Türkei „in Sicherheit zu bringen“. Über mehrere Tage hinweg hatten die Täter mit dem Opfer Kontakt gehalten und ihr schließlich eine Geschichte nach dem nachfolgend genanntem Muster glaubhaft gemacht.
In den letzten Wochen rufen im Bereich des Polizeipräsidiums München vermehrt Unbekannte bei Seniorinnen und Senioren an und geben sich als Polizeibeamte aus. Die „falschen Polizeibeamten“ berichten in den Gesprächen regelmäßig, dass in der Nähe der Wohnung der angerufenen Person eingebrochen worden sei. Die Täter wären festgenommen worden und hätten ein Notizbuch oder ähnliches bei sich gehabt, in dem die Adresse des Angerufenen gestanden habe. Es sei deshalb zu befürchten, dass auch beim Angerufenen eingebrochen werden könnte. Im Laufe des Gesprächs werden die Seniorinnen und Senioren dann über ihre Vermögensverhältnisse, Kontodaten und vorhandene Wertgegenstände ausgefragt.
Schließlich werden die Geschädigten aufgefordert, ihr gesamtes Geld von der Bank abzuheben. Begründet wird dies damit, dass bei der Bank ein Mittäter/Maulwurf der Festgenommen beschäftigt sei. Den Bankmitarbeitern dürfe man deshalb unter keinen Umständen vertrauen. Abschließend wird gefordert, das Geld mit Zahlungsdienstleistern ins Ausland zu übermitteln oder bei besonders großen Summen eine „persönliche“ Abholung vorgeschlagen, um das Geld in „Sicherheit“ zu bringen.
Die Taten werden durch professionalisierte Call-Center im Ausland begangen, häufig wird mittels Call-ID-Spoofing auf dem Telefon der Geschädigten die Nummer einer echten Polizeidienststelle beziehungsweise sogar die 110 angezeigt. Der am Telefondisplay angezeigten Rufnummer darf deshalb unter keinen Umständen vertraut werden, da sich diese Anzeige leicht fälschen lässt. Seit Anfang Mai 2016 wurden dem Kommissariat 65 schon über 50 derartige Anrufe gemeldet.
Präventionshinweise der Münchner Polizei:
– Angehörige von Seniorinnen und Senioren sollten ihre Verwandtschaft über das Phänomen informieren.
– Die Täter erhalten die Daten ihrer Opfer häufig aus Telefonbüchern/öffentlichen Verzeichnissen im Internet. Prüfen Sie, ob es notwendig ist, dass Sie bzw. Ihre Angehörigen mit ihren (vollständigen) Personalien dort verzeichnet sind. Eine Streichung ist über den eigenen Telefonanbieter möglich.
– Geben Sie niemals sensible Informationen am Telefon weiter, auch nicht, wenn sich der Anrufer als Polizeibeamter vorstellt.
– Übertragen Sie niemals ihre Ersparnisse/Geld an unbekannte Personen, weder durch eine persönliche Übergabe noch mittels irgendwelcher Zahlungsdienstleister.
– Nehmen Sie im Zweifel sofort Kontakt mit der Polizei auf und wählen Sie die 110. Ein erster Ansprechpartner kann auch ihre lokale Polizeiinspektion sein.
– Neben betroffenen Seniorinnen und Senioren bittet die Polizei insbesondere folgende Personengruppen um erhöhte Aufmerksamkeit:
- Taxifahrer: diese werden zun Teil. von den Täter bestellt, um die Opfer direkt zur Bank zu fahren.
- Bankangestellte: Hier sprechen die Opfer vor, um ihr Vermögen abzuholen. Die wahren Gründe verschweigen die Opfer, da sie auf Grund der Aussage der Täter hier einen „Maulwurf“ vermuten.
- Agenten von Zahlungsdienstleistern: Hier lassen die Opfer das Geld ins Ausland transferieren.