Die nagelneuen Trambahnen vom Typ Avenio fahren nicht auf Münchens Straßen, sondern fristen im Depot an der Einsteinstraße ihr Dasein. Die Aufsichtsbehörde Regierung von Oberbayern hat die Zulassung nicht verlängert. Laufend werden von ihr neue Gutachten zur Sicherheit der Straßenbahnen nachgefordert.
(5.8.2015) Ein knappes Jahr waren die neuen Straßenbahnzüge vom Typ „Avenio“ schon auf Münchens Straßen schon unterwegs. Doch jetzt ist erst einmal wieder Schluss. Denn die Aufsichtsbehörde Regierung von Oberbayern hat die vorläufige Betriebszulassung nicht verlängert. Der Stopp bedeutet, dass die acht Züge jetzt ungenutzt im Depot stehen. Ein Stadtrat aus der SPD-Fraktion in München kann das nicht nachvollziehen und kritisiert die Entscheidung heftig.
Immer wieder gerät die Bezirksregierung, der verlängerte Arm der Bayerischen Staatsregierung in Oberbayern, wegen der schleppenden Zulassung von Trambahnen und U-Bahnen in die Kritik. Nun hat die technische Aufsichtsbehörde der Regierung von Oberbayern den Betrieb der neuen „Avenio“-Trambahnen gestoppt. Die befristete vorläufige Zulassung für die acht Züge war Ende Juli 2015 ausgelaufen. Nach Angaben der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) kam die Entscheidung der Behörde, die Genehmigung nicht zu verlängern, „völlig unerwartet“. Die Züge seien bereits seit vorigen September zuverlässig in München gefahren und hätten sich bewährt, heißt es bei der MVG. Die Verkehrsbetriebe geben an, dass sie alle Formalien zur Erlangung einer unbefristeten Zulassung erledigt zu haben. Gemeinsam mit Siemens habe man sogar noch in der vorigen Woche kurzzeitige Nachforderungen der Aufsichtsbehörde erfüllt – obwohl diese laut MVG zu keinem „sicherheitstechnischen Zugewinn“ führten.
SPD-Stadtrat Jens Röver kann die Entscheidung der Bezirksregierung gar nicht verstehen und erklärt: „Das Gebaren der Technischen Aufsichtsbehörde in der Regierung ist mittlerweile mit rationalem Menschenverstand nicht mehr nachzuvollziehen. Sie misstraut anscheinend selbst den erfahrensten und renommiertesten Herstellern. Ständig werden neue Gutachten und Nachweise gefordert. Das Streben nach einer möglichst großen Sicherheit im Nahverkehr ist ja grundsätzlich richtig und begrüßenswert. Man kann es damit aber auch eindeutig übertreiben – und das scheint hier der Fall zu sein. So geht das nicht weiter!“ Ein ausuferndes Risikobewusstsein dürfe nicht dazu führen, dass einsatzfähige Züge ausgebremst werden, so Röver weiter. Jetzt, in der Ferienzeit, sei der Ausfall der Züge noch zu verkraften. Er appellieret dringend an die Bezirksregierung, dass sie den Einsatz der Trambahnen aber spätestens nach den Sommerferien wieder zulässt.