Ein Highlight der bayerischen Museumslandschaft wird wiedereröffnet: Vom 17. bis 21. April 2024 ist der Eintritt in die Archäologische Staatssammlung in München kostenlos.
Nach einer umfangreichen, achtjährigen Sanierung öffnet die Archäologische Staatssammlung in München. Bei einem Rundgang machten sich der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder und Kunstminister Markus Blume ein Bild vom neuen Ausstellungskonzept. Zu sehen sind auch einige Highlights, die in München ausgegraben wurden. So zum Beispiel ein Grabfund aus Sendling mit Keramikbechern, Kupferdolchen und Knochenschmuck aus der Jungsteinzeit um 2.500 v. Chr. Auch einige Funde vom Marienhof in München, 20212 ausgegraben, sind zu bestaunen. Wie der restaurierte Brunnenschacht mit einer skelettierten Kuh, die in den Brunnen gefallen war, wodurch der Schacht nur mehr als Latrine genutzt wurde, oder das Serviergeschirr aus dem Café Deisler im Marienhof hinter dem Rathaus, das 1945 bei Bombenangriffen verschüttet worden war.
Die insgesamt etwa 1.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche beinhalten in der neuen Dauerausstellung auf zwei Ebenen mehr als 15.000 archäologische Objekte, die Aufschluss über mehrere Tausend Jahre Menschheitsgeschichte geben. Vertreten sind Funde aus sämtlichen Abteilungen des Museums: Vor- und Frühgeschichte, Römerzeit, Mittelalter und Neuzeit, Numismatik sowie der Abteilung Mittelmeer und Vorderer Orient.
Mammutzahn, Moorleiche und Flöte aus Rehknochen
Das älteste Objekt in der Archäologischen Staatssammlung, dem bayerischen Museum für Vor- und Frühgeschichte, ist ein Faustkeil aus der Zeit um 100.000 bis 10.000 v. Chr. Zu den herausragenden Stücken der Sammlung zählen zudem ein Mammutstoßzahnfragment mit graviertem Mammut (16000-12000 v. Chr.), eine steinzeitliche Flöte aus Rehknochen (um 14000-12000 v.Chr.), das derzeit älteste Musikinstrument Bayerns, eine keltische Geldbörse mit (3. Jh. v. Chr.), eine Reitermaske der römischen Kaiserzeit im Stil eines Alexanderporträts (2. Jh. n. Chr.), die Moorleiche aus Peiting (13.-14. Jh. n. Chr.), die bekannte Bügelfibel aus Wittislingen (um 600 n. Chr.), der bislang größte und schwerste Kleiderverschluss des Mittelalters in ganz Deutschland, sowie ein Schildbeschlag in Form eines baiuwarischen Löwen (7. Jh. n. Chr.).
Ursprünglich von den Architekten Helmut von Werz, Johann-Christoph Ottow, Erhard Bachmann und Michel Marx in den 1970er Jahren konzipiert, war der Bau in die Jahre gekommen und musste 2016 geschlossen werden. Im Zuge der Generalsanierung wurden nicht nur die Bestandsgebäude umgebaut, sondern auch ein neuer, 600 Quadratmeter großer, stützenfreier unterirdischer Sonderausstellungsraum errichtet. Auch der Eingangsbereich in der Lerchenfeldstraße 2 wurde von dem renommierten spanischen Architekturbüro Nieto Sobejano Arquitectos erweitert, in München unter anderem bekannt durch Projekte wie das Bogenhausener Tor, das Hotel Königshof oder das Optineo im Werksviertel. Die Kosten für die Generalsanierung belaufen sich auf 66 Mio. Euro.
Zwei Rundgänge durch das Museum
Künftig gibt die Ausstellung mit zwei Rundgängen einen Einblick in das faszinierende Abenteuer Archäologie. Die Besonderheit: Beide Rundgänge sind barrierefrei und unabhängig voneinander begehbar. Präsentiert werden die zahlreichen Klein- wie Großobjekte in 12 Räumen und zahlreichen Vitrinen, die mal am Boden, mal auf Augenhöhe bespielt und inszeniert werden. Die Besuchenden agieren dabei auf unterschiedliche Weise mit der Ausstellung, über Licht- und Klanginstallationen, Medienstationen oder Hörspiele.
Rundgang 1 entführt den Museumsgast ins Archäologische Terrain: Hier erhält der Gast einen Einblick in die bayerische Grabungslandschaft und in die Arbeit der Archäologinnen und Archäologen. Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur werden deutlich und die Archäologie als moderne, interdisziplinäre Wissenschaft begreifbar. Sozioökonomische Zusammenhänge und gesellschaftliche Entwicklungen im Laufe der Geschichte werden deutlich.
Tour durch die Münchner Stadtgeschichte mit Stimme von Luise Kinseher
Rundgang 2 hingegen besticht durch seine Fülle: Eine Vielzahl an Exponaten aus unterschiedlichen Epochen verdeutlicht die umfangreichen Bestände des sammlungszentrierten Museums, das über mehr als 2 Millionen Objekte verfügt, und entführt in eine Art begehbares Archiv. Highlight-Objekte aus den unterschiedlichen Abteilungen des Hauses werden vorgestellt, die Geschichten dahinter auf vielfältige Weise inszeniert und präsentiert. Digitale Erlebnisse, Klanginstallationen und Hands-on-Stationen laden kleine wie große Museumsgäste zum spielerischen Entdecken mit allen Sinnen ein. Lebensgroße Zeichnungen des bekannten Münchner Comic-Künstlers Frank Schmolke (u.a. „Der Augensammler“, „Nachts im Paradies“) tragen zum Storytelling hinter den ausgestellten Objekten bei. Auch ein weiterer München-Bezug ist gegeben: Luise Kinseher entführt die Gäste mit ihrer Stimme per Medienguide auf eine archäologische Schmankerl-Tour durch die Stadtgeschichte. Im Laufe des Jahres wird zudem ein Augmented-Reality-Game für die Gäste buchbar sein. Sonderausstellungen sind ab Herbst 2024 eingeplant.
Ab Mai Rooftop-Bar mit Blick auf den Englischen Garten
Barrierefreie Zugänge schaffen eine offene, inklusive und integrative Atmosphäre. Nicht nur als Lernort, sondern vor allem als Ort der Begegnung soll das Museum für alle zugänglich sein und zum Verweilen einladen. Dazu werden auch die beiden erfahrenen Münchner Gastronome Maximilian Gradl und Alexander Recknagel (Herzog Bar, Frau im Mond, Ory Bar im Mandarin Oriental) mit ihrem Team beitragen: Sie werden künftig neben dem Museumscafé (geöffnet ab 17. April) auch die hauseigene Rooftop Bar (geöffnet ab Mai) bespielen, die mit einem Blick auf den Englischen Garten auf der Dachterrasse zum Sundowner nach dem Museumsbesuch einlädt. Der Name: SOLÂ.
Öffnungszeiten und Anfahrt
Di,Mi,Fr, Sa 10-17 Uhr
Do und So 10-19 Uhr
Montags geschlossen
Haltestelle Nationalmuseum / Haus der Kunst
Tram 16 Bus Museumslinie 100