Die SPD hat in München bei der Landtagswahl 2018 zwei Drittel ihrer Stammwähler verloren. Die meisten ehemaligen SPD-Wähler haben Grüne gewählt. Die CSU gab Wählerstimmen vor allem an die Freien Wähler und die AfD ab. Die Grünen konnten vor allem Nichtwähler mobilisieren, die ihnen 65.000 Stimmen einbrachten. Die FDP München verliert die wenigsten Stammwähler. Die AfD holt Stimmen vor allem in den Wählerreservoirs von CSU und SPD gewildert und nur wenige Nichtwähler mobilisiert.
Diese Erkenntnisse hat das Statistische Amt der Landeshauptstadt München in einer Wählerwanderungsanalyse der Zweitstimmen zusammengestellt, die am 15. Oktober 2018 veröffentlicht worden ist.
CSU
Die CSU gehört in München zu den großen Verlierern dieser Wahl. Die meisten Wählerstimmen hat die CSU an die FREIEN WÄHLER (ca. 18 500 Stimmen) und an die AfD (ca. 15 000 Stimmen) verloren. Rund 8 900 ehemalige CSU-Wähler haben diesmal ihre Stimme der FDP gegeben. Weitere 2 300 Wählerinnen und Wähler sind zu den GRÜNEN gewechselt.
Gegenüber den hohen Verlusten konnte die CSU nur 2 400 Wählerstimmen von ehemaligen Nichtwählern hinzugewinnen. Die CSU konnte nur 73,1 Prozent ihrer Wähler aus der letzten Landtagswahl halten. Für CSU-Verhältnisse zeigt sich eine vergleichsweise geringe Haltequote. Bei früheren Wahlen in den vergangenen Jahren lag die Haltequote der CSU stets deutlich über 80 Prozent.
SPD
Bei der Landtagswahl 2018 musste die Münchner SPD die größten Verluste hinnehmen. Die SPD hat den größten Anteil ihrer Wählerschaft an die GRÜNEN verloren (ca. 86 100 Stimmen). Rund 12 700 Wähler wechselten zur AfD. Auch die FDP und die LINKE haben von der SPD profitiert: Die FDP konnte 3 600 ehemalige SPD-Wähler und die LINKE 2 400 SPD-Wähler für sich gewinnen.
Insgesamt hat die SPD rund 105 000 Wählerstimmen verloren. Dies zeigt sich auch an der Haltequote der Partei. Lediglich 37,1 Prozent der ehemaligen SPD-Wähler sind ihrer Partei treu geblieben und haben erneut die SPD gewählt.
Freie Wähler
Die FREIEN WÄHLER konnten gegenüber der Vorwahl ihr Ergebnis um rund 17 000 Stimmen verbessern. Am stärksten konnten sie von der CSU profitieren: Rund 18 500 ehemalige CSU-Wähler gaben ihre Stimme diesmal den FREIEN WÄHLER. Durch die Mobilisierung von Nichtwählern erhielten sie rund 2 000 Stimmen. Leichte Verluste weisen die FREIEN WÄHLER lediglich gegenüber den Sonstigen
(ca. 1 700 Stimmen), der FDP und der AfD (je ca. 900 Stimmen) auf.
Die Haltequote der FREIEN WÄHLER beträgt 51,1 Prozent, das heißt etwa jeder zweite ehemalige Wähler der FREIEN WÄHLER hat wieder diese Partei gewählt.
Grüne
Die GRÜNEN waren die großen Gewinner dieser Wahl. Sie haben rund 133 000 Stimmen hinzugewonnen. Am stärksten profitierten die GRÜNEN von ehemaligen Wählerinnen und Wählern der SPD (86 100 Stimmen). Für die hohe Wahlbeteiligung haben am meisten die GRÜNEN gesorgt: Mit rund 65 000 Wählerstimmen konnten die GRÜNEN weitaus mehr ehemalige Nichtwähler mobilisieren als alle anderen Parteien zusammen.
Leichte Verluste weisen die GRÜNEN lediglich gegenüber den LINKEN (ca. 12 100 Stimmen) und der FDP (7 500 Stimmen) auf. 58,1 Prozent der Wähler der GRÜNEN aus der Vorwahl haben auch diesmal für die GRÜNEN gestimmt.
Jeder dritte GRÜNEN-Wähler war bei der Vorwahl noch Nichtwähler und jede zweite Stimme haben die GRÜNEN diesmal von sogenannten Wechselwählern erhalten, also Wählerinnen und Wählern die bei der letzten Landtagswahl noch für eine andere Partei gestimmt hatten.
FDP
Die FDP konnte ihre höchsten Zugewinne von der CSU (ca. 8 900 Stimmen) verbuchen. Sie profitierte auch von den Stimmen ehemaliger Wähler der GRÜNEN (7.500 Stimmen) und ehemaliger SPD-Wähler (3 600 Stimmen). Weitere 3 800 Wählerstimmen erhielt die FDP aus dem Lager der ehemaligen Nichtwähler.
Mit einer Haltequote von 85,3 Prozent haben die Wähler der FDP am stärksten ihrer Partei die Treue gehalten.
Linke
DIE LINKE profitierte diesmal am meisten von ehemaligen Wählern der GRÜNEN: Allein 12 100 Stimmen wurden zugunsten der LINKEN abgegeben. Ferner wechselten rund 2 400 ehemalige SPD-Wähler und weitere 2 200 ehemalige Nichtwähler zu der LINKEN. Die Wählerschaft der LINKEN gehören bei dieser Wahl zu den treusten Wählern: Die Haltequote der LINKEN fällt mit 70,3 % wesentlich höher aus als die der GRÜNEN, FREIEN WÄHLER und der SPD.
AfD
Da die AfD erstmals bei der Landtagswahl angetreten ist, ergeben sich ausschließlich Zugewinne im Vergleich mit den anderen Parteien. Am stärksten profitierte die AfD von den ehemaligen CSU- und SPD-Wählern: 15 000 Wähler wechselten von der CSU und weitere 12 700 von der SPD zur AfD. Zudem konnte die AfD 9 400 ehemalige Nichtwähler mobilisieren
Quelle der Wählerwanderungsanalyse 2018: Statistisches Amt der Landeshauptstadt München