Keferloher Montag – ein Volksfest fünfmal älter als das Oktoberfest

Seit 1051 Jahren gibt es den Markt mit Volksfest-Vergnügen Anfang September in Keferloh im Landkreis München. Ehemals war der „Keferloher Montag“ die größte Menschenansammlung in ganz Bayern.

Jetzendorfer Hinterhofmusikanten
Jetzendorfer Hinterhofmusikanten

Mit dem Aufkommen des Oktoberfests in München versank der Markt allerdings in einen Dornröschen-Schlaf. Bekannt blieb er allenfalls der „Keferloher“, der Ur-Maßkrug der Bayern. In der jüngeren Geschichte war der Tag vor allem durch Politiker-Reden im Bierzelt geprägt. Vor allem Unionspolitiker wie Kanzlerin Angela Merkel, Edmund Stoiber oder Horst Seehofer sind hier aufgetreten. Seit einigen Jahren wird das Volksfest erfolgreich wiederbelebt. Neben dem traditionellen Bauernmarkt und dem Bierzelt erwarten die Gäste am Keferloher Wochenende und am Montag vom 4. bis 7. September 2015 Fahrgeschäfte von der Oidn Wiesn, ein historisches Stierschätzen und andere Wettbewerbe mit interessanten Preisen. Mit dabei und sicherlich sehenswert sind im Zelt auch die weiblichen Goaslschnoiza. Am Keferloher Montag spricht im Festzelt Dr. Peter Gauweiler.
Über eine mehr als 1050 jährige Tradition und Geschichte kann der „Keferloher“ zurück blicken. Der Keferloher Montag ist der 1. Montag nach St. Aegidius, dessen Namenstag am 1. September begangen wird. An diesem Montag findet seit dem 12. Jahrhundert der Markt „Keferloher“ mit Volksfestvergnügen statt. Im Jahre 1810 erfuhr der Markt einen Einschnitt. Kronprinz Ludwig vermählte sich mit Prinzessin Therese aus dem Hause Wettin. Die Hochzeitsfeierlichkeiten in München dauerten 5 Tage. Eines der Feste, welches das Königshaus mit dem Volk feierte, war ein Pferderennen der Nationalgarde-Kavallerie auf einer Wiese. Diese sollte für alle Zeiten nach der Kronprinzessin Therese „Theresienwiese“ heißen. Im folgenden Jahr wurde das Fest wiederholt und mit der deutschen Landwirtschaftausstellung verbunden – das größte Bierfest der Welt. Das Oktoberfest war geboren. Danach versank Keferloh zunächst einmal in einen Dornröschenschlaf.

645 Jahre lang gehörte der Weiler Keferloh, der aus der aus zwei Höfen und einer Kirche bestand, dem Kloster Schäftlarn. Im „Geburtsjahr“ der Stadt München im Jahr 1158, hat es Keferloh im Tausch erworben. Bischof Adalbert I von Freising überließ 1170 dem Schäftlaner Probst auch den Zehnt. Der Zehnte im Mittelalter hieß, dass die Bauern den zehnten Teil ihrer Ernte abliefern mussten, die Handwerker den zehnten Teil ihrer Produktion. In Europa wurden zur Aufbewahrung in den Dörfern spezielle große Scheunen, die Zehntscheunen gebaut, die vielfach nach der Kirche die größten Bauwerke eines Dorfes darstellten. Zehntpflichtige Orte oder Höfe wurden auch als Zehntbesitz bezeichnet. Der Zehntbesitz wurde meist durch Kauf, Stiftung oder Schenkung erworben. Der Bischof Adalbert I von Freising weihte 1173 am Aegidiustag (1. September) die Kirche und der Kirchweihtag wurde der Termin des Jahrmarktes.

Der Keferloher Markt war lange Zeit einer der berühmtesten Viehmärkte für Schweine und Pferde in Bayern und ein Bauernfeiertag. Seinerzeit waren die Leute aus der Stadt 8 Tage unterwegs um den Keferloher zu besuchen und es war eine besondere Ehre dort gewesen zu sein. Wenn die Landwirte in die Wirtschaft gingen, ließen sie ihren Hut auf, um mit dem „Buschen“ zu zeigen, dass sie dort gewesen sind. Der Keferloher Montag war zur damaligen Zeit die größte Menschenansammlung in Bayern. Den beschwerlichen Fußmarsch teilweise bis zu acht Tagen nahmen die Menschen damals auf sich, um nach Keferloh zu kommen.

Der Name Keferloher steht in Bayern für den Steinzeug-Maßkrug ohne Deckel. Maß-krugforscher Siegfried Rübensaal begab sich vor über 20 Jahren auf die Suche nach dem sagenumwobenen bayerischen Urkrug. Herr Rübensaal war sich sicher, dass es vor dem blaugrauen Westerländer Steinzeug-Maßkrug aus dem frühen 19. Jahrhundert, bereits einen bayerischen Maßkrug gegeben hat.

Im Jahr 1975 setzte er den Urkrug auf seine persönliche Fahndungsliste, ohne zu wissen wie der Krug aussah oder aus welchem Material er gefertigt wurde. Ende der 80er Jahre verdichteten sich die Spuren und führten nach Keferloh und zu dem Viehmarkt der sich zum heutigen „Keferloher Montag“ entwickelt hat.

Nach der Marktbeschreibung stand fest, es waren riesige Mengen Bier konsumiert worden und ab dem Vormittag begannen die bei einem Viehmarkt üblichen Raufereien, bei denen nicht selten auch die Krüge zum Einsatz gelangten. Im Keferloher Urkataster waren die Bierschankhütten vermerkt – dort musste er liegen, der echte bayerische Maßkrug.

Im April 2000, unter der Schirmherrschaft des damaligen Kultusministers Zehetmaier, begannen die Ausgrabungen. Das Ausgrabungsteam bestand aus Herrn Siegfried Rübensaal (Maßkrugforscher), dem Archäologen Dr. Hans-Georg Kohnkeund dem Museumsleiter Dr. Alfred Gerstenkorn. Es wurden über 1900 Bruchstücke gefunden, aus denen der originale und urtümliche bayerische Maßkrug rekonstruiert wurde. Die erste Nachbildung ist im bayerischen Nationalmuseum ausgestellt.

Archäologische Grabungen in Keferloh brachten ihn zu Tage. Den originalen bayerischen Keferloher Maßkrug. Er ist ein handgedrehter, gradwandiger, zylindrischer, innen farbig glasierter, deckelloser Irdenmaßkrug. Bis mit der Eisenbahn der blaugraue Westerwälder Steinzeug-Maßkrug massenweise nach Bayern kam, war der von Hafnern in der nahen Umgebung gefertigte Irdenmaßkrug (Inhalt 1069 ccm) das Trinkgefäß der Bayern.

Es war ein Preuße, nämlich Reichskanzler Bismarck, der den Bayern einen Schluck aus ihrem Maßkrug nahm, als er nach der deutschen Reichsgründung im Königreich Bayern 1872 die bayrische Maß von 1069 ccm abschaffte und den preußischen Liter (1000 ccm) einführte. Nun wurde, wohl im Umfeld des Münchener Kommerzienrates Georg Pschorr der Keferloher Steinzeug-Maßkrug ins Leben gerufen. Diese Bezeichnung wurde bereits 1881 vom Kunsthistoriker Hugo Arnold verwendet.

Die Idee zur archäologischen Grabung in Keferloh kam den Archäologen um das Team von Projektleiter Siegfried Rübensaal und Dr. Hans-Georg Kohnke eben aus der Tatsache, die legendären „Bierschlachtfelder“ (den Keferloher Montag) nach den originalen Bayern-Maßkrug abzusuchen. Die Ausgrabungen begannen im Frühjahr 2000. Es wurden ca. 1.900 verschiedenste Bruchstücke des Bayernmaßkruges gefunden. Mit den gefundenen Boden-Wand-Rand- und Henkelstücken (alle ohne Deckelloch) konnte der Originalmaßkrug rekonstruiert werden. Im Bier- und Oktoberfestmuseum (Sterneckerstraße 2) in München sind einige der der Bruchstücke des Original Keferlohers zu sehen.

Auch dieses Jahr ist der Krug am Keferloher Montag wieder zu erwerben. Aus diesen historischen Hintergrund heraus machen es sich die Freunde des Keferloher Montags zur Aufgabe, den Keferloher Buschn mit Hut sowie den originalen bayerischen Maßkrug wieder ins Gedächtnis der Menschen zu bringen. Jeder handgefertigte Maßkrug ist ein Unikat und wird neben einer Seriennummer ebenfalls eine entsprechende Urkunde enthalten.

Programm Festwochenende in Keferloh:

Freitag, 4. September 2015          Fest der Jugend

Samstag, 5. September 2015        Fleckvieh meets Munich, Tierschau und Fleckviehfest, im Festzelt spielen die Jetzendorfer Hinterhofmusikanten

Sonntag, 6. September 2015        Landkreismusikantentreffen unter Schirmherrschaft von Landrat Göbel

Montag, 7. September 2015         Keferloher Montag, Festredner Dr. Peter Gauweiler