International agierender Familienclan: Gezielt Senioren ausgenommen – 30 Opfer in München

2. September 2016 , EC-Karte, Geldautomat, Trickdiebstahl

Mitglieder eines Familienclans mit Hauptsitz in Marseille und London haben seit Anfang 2016 unter anderem auch in München ihr Unwesen getrieben. In München wurden 30 Senioren ausgenommen, bundesweit 120.  Sieben der zehn in Deutschland tätigen Betrüger konnten verhaftet werden.

PP München
Polizeipräsidium München Ettstraße

Die Täter erbeuteten bundesweit etwa 150.000 Euro. Zu der Summe gelangten sie durch Trickdiebstahl mit EC-Karten samt Ausspähen der PIN-Nummern. Dabei waren alle Opfer zwischen 60 und 90 Jahre alt. Durch die Angaben der Geschädigten sowie der Auswertung von Videoaufzeichnungen konnte ihr Vorgehen ermittelt werden.

Sie gaben sich als ausländische Touristen aus, die die Hilfe beim Abheben von Bargeld an Geldautomaten benötigen. Die Opfer sollten mit ihren eigenen Geldkarten am Geldautomaten zeigen, wie das Abheben funktioniert. Durch starke Ablenkung gelang es den Tätern, die Geldkarte aus dem Geldautomaten zu entfernen und sogar die PIN auszuspionieren. Unmittelbar danach hoben sie an einem anderen Geldautomaten Bargeld ab. Sie gingen dabei so professionell vor, dass den Opfern glaubhaft vorgespielt wurde, dass der Geldautomat eine Störung aufweist und ihre Geldkarte nicht mehr aus dem Automaten ausgegeben wird.

Durch eine akribische Auswertung von Videomaterial sowie der Zeugenvernehmungen kamen die Ermittler des Kommissariats 74 der Münchner Polizei auf die Spur eines international agierenden Familienclan. Mit Trickdiebstählen an Geldautomaten, Trickdiebstähle von Schmuck aus Juweliergeschäften und betrügerisches Erlangen von Fahrzeugen finanzieren sie sich ihren Lebensunterhalt. Ihr Sitz ist in London und Marseille und von dort aus steuern sie ihre „Clan-Mitglieder“. Dem Kommissariat 74 sind 21 Beschuldigte bekannt, die für die 120 Trickdiebstähle an Geldautomaten in Deutschland verantwortlich sind. Davon sind zehn nach Deutschland gekommen, um die Straftaten auszuführen und die erlangten Geldbeträge per Soforttransfer nach Marseille oder London überwiesen. Die anderen elf haben das Geld dort in Empfang genommen.

Von den zehn in Deutschland tätigen Diebe wurden mittlerweile sieben im In- und Ausland festgenommen. Die Festnahmen gelangen durch die gute Zusammenarbeit mit Polizeibehörden anderer EU-Länder sowie der Zielfahndung (Kommissariat 102) im Polizeipräsidium München. Die Beschuldigten, mit Wohnsitz in Frankreich und England, wurden in Untersuchungshaft genommen und müssen sich wegen Computerbetrug, Bandendiebstahl und Ausspähen von Daten verantworten.