Mit 1092 Einsätzen hatte die Polizei zur Halbzeit auf dem Oktoberfest geringfügig mehr Einsätze (+21) als im letzten Jahr. Insgesamt ist die Zahl der Strafanzeigen aber zurückgegangen. Sorgen macht der Wiesnwache die Zunahme von Maßkrug-Schlägereien mit einem Anstieg um mehr als 100 Prozent.
„Unser Sicherheitskonzept hat auch dieses Jahr wieder sehr gut gegriffen. Auch wenn meine Kollegen sehr häufig eingreifen und tätig werden mussten, konnte das Gesamtniveau einer überwiegend friedlichen Wiesn wie bereits in den Vorjahren gehalten werden,“ bilanziert Polizeivizepräsident Werner Feiler. Bislang insgesamt 1092 polizeiliche Einsätze (Vorjahr: 1071 Einsätze) stehen hier zu Buche. Dies entspricht einem leichten Anstieg im Vergleich zu den Einsatzzahlen aus dem Jahr 2014. Als bislang einsatzstärkster Tag gilt bisher der zweite Wiesnsamstag mit 249 polizeilichen Einsätzen. Als erfreulich ist aus Sicht der Polizei in jedem Fall der Rückgang in der Gesamtkriminalitätsstatistik um knapp sechs Prozent zu verzeichnen. Einer Zahl von 620 Strafanzeigen im Jahr 2015 steht hier eine Zahl von 659 Strafanzeigen aus dem Jahr 2014 gegenüber. „Bedenkt man, dass im Jahr 2013 zu diesem Zeitpunkt noch 831 Strafanzeigen bilanziert wurden, wird dieser Rückgang noch gravierender deutlich.“ ergänzt Polizei-Pressesprecher Wolfgang Wenger.
Eine Oase der Ruhe bildet auch weiterhin das Festgelände der „Oidn-Wiesn“. Insgesamt lediglich fünf Delikte wurden hier polizeilich bekannt. Dabei handelte es sich um einen Taschendiebstahl, eine Beleidigung und drei einfache Körperverletzungen. Ein Randalierer wurde dazu in polizeilichen Gewahrsam genommen.
Bereits am ersten Wiesntag kam es zur Nachtzeit auf dem Festgelände zu einem versuchten Tötungsdelikt neben der Käfer-Wiesnschänke, bei dem nun wegen versuchtem Totschlag mittels eines Messers ermittelt wird. Ein 33-jähriger Deutscher erlitt hierbei eine lebensgefährliche Stichverletzung im Bauchbereich sowie eine Schnittverletzung am Hals. Der 33-Jährige musste im Krankenhaus operiert werden, befindet sich jedoch jetzt außer Lebensgefahr. Nachdem durch die Mordkommission München Personen aus der gegnerischen Gruppe ermittelt werden konnten, stellte sich eine 33-jährige Hamburgerin mit ihrem Rechtsanwalt der Polizei und räumte die Tat ein. Als Grund nannte sie die für sie bedrohliche Situation, die sie letztlich in Panik versetzte. Das in ihrer Handtasche mitgeführte Tatmesser, mit dem sie mehrfach auf den Geschädigten eingestochen hatte, hatte sie nach der Tat weggeworfen. Die 33-Jährige wurde festgenommen.
Einen unerfreulichen Trend gibt es bei den Gewaltdelikten im Bereich der Körperverletzungen. Die Zahlen bei den einfachen Körperverletzungen (2015: 202 Körperverletzungen / 2014: 202 Körperverletzungen) und bei den gefährlichen Körperverletzungen hielten in etwa das Niveau des Vorjahres (2015: 50 gef. Körperverletzungen / 2014: 45 gef. Körperverletzungen). Bedenklich ist aber der Anstieg bei den sogenannten „Maßkrugschlägereien“. Hier ist ein Anstieg von zuletzt 15 Delikten im Jahr 2014 auf nun mehr 32 Delikte im Jahr 2015 zu verzeichnen. Zieht man hier zum Vergleich die Zahl des Jahres 2013 herbei, als man zum gleichen Zeitpunkt bereits 37 dieser Körperverletzungen mit Maßkrug bilanzierte, relativiert sich dieser Anstieg etwas. „Nichtsdestotrotz will und kann ich eine solche Entwicklung nicht akzeptieren. Gewalt in welcher Form auch immer hat auf der Wiesn nichts zu suchen. Im Besonderen gilt das für Schläge mit dem Maßkrug, die nicht nur hinterhältig und feige sind, sondern oftmals auch noch zu erheblichen Verletzungen führen. Die Täter hatten hier lediglich Glück, dass sich bisher noch keine dieser Taten zu einem versuchten Tötungsdelikt qualifiziert hat,“ ergänzt Polizeivizepräsident Feiler. Am ersten Wiesnsonntag kam es beim Verlassen eines Festzeltes zwischen vier männlichen Wiesn-Besuchern zum Streit. Im Verlaufe des Streites schlugen alle vier Personen mit Maßkrügen zu. Dabei erlitten ein 21-Jähriger und ein 32-Jähriger mehrere Schnittverletzungen im Kopf- und Gesichtsbereich und kamen zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus. Ein 22-jähriger Student erlitt eine Platzwunde am Kinn und am Hinterkopf und eine Schnittwunde am rechten Mittelfinger. Ebenfalls am ersten Wiesnsonntag sollte ein 38-jähriger Australier aufgrund seines aggressiven Verhaltens durch einen Sicherheitsdienstmitarbeiter aus einem Festzelt verwiesen werden. Dagegen sträubte er sich und schlug den 36-jährigen Ordner ein Weißbierglas auf den Kopf. Dadurch erlitt dieser eine Kopfplatzwunde.
„Als durchaus erfreulich bezeichnet die Polizei dagegen den bisherigen Rückgang bei den Widerstandshandlungen gegen Polizeibeamte.“ so Wenger. Hier stehen zum jetzigen Zeitpunkt vier Anzeigen zu Buche (2014: 13 Anzeigen). Ein 26-jähriger Wiesnbesucher aus Unterfranken randalierte am ersten Wiesndonnerstag und biss im Behördenhof einen Polizeibeamten durch die Lederjacke in den Oberarm. Ein probates Mittel zur Verhinderung von Straftaten im Allgemeinen sei dabei vor allem die Ingewahrsamnahme potentieller Gewalttäter, noch bevor diese ein entsprechendes Delikt begehen können, betont der Pressesprecher. Dieses Jahr wurden bisher 135 dieser polizeilichen Gewahrsamnahmen durchgeführt. Im Vergleich zum Vorjahr mit 103 gleichartigen Maßnahmen entspricht dies einer deutlichen Steigerung von über 30 Prozent. „Alkoholisierte Personen, die erheblich aggressiv gegen ihr Umfeld auftreten, brauchen sich nicht zu wundern, wenn sie ihr Nachtlager in einer Polizeizelle aufschlagen dürfen. Bei Gewalt hört es mit unserem Verständnis definitiv auf,“ betont Polizeivize Feiler. Insgesamt kam es zu 397 Freiheitsentziehungen der Polizei im Bereich des Oktoberfestes (2014: 338 Freiheitsentziehungen). Darin sind noch 262 Festnahmen nach vorhergegangenen Straftaten enthalten (2014: 235 Festnahmen). Auch in diesem Bereich bedeutet dies eine Steigerung von über elf Prozent. Im Bereich der Raubdelikte liegen bisher fünf Anzeigen vor (2014: 3 Raubdelikte).
Bei den Sexualstraftaten wurden bislang sechs entsprechende Delikte bekannt (2014: 7 Sexualstraftaten). Glücklicherweise kam es hier im Bereich des Oktoberfestes zu keiner vollendeten Vergewaltigung. Allerdings kam es auf dem direkten Wiesnheimweg zu einem entsprechenden Delikt, bei dem nun wegen versuchter Vergewaltigung ermittelt wird. Am ersten Wiesnmittwoch war eine 20-jährige Münchnerin nach dem Besuch des Oktoberfestes allein auf den Heimweg in Richtung S-Bahnhof Hackerbrücke. Sie wurde plötzlich von einem unbekannten Mann von hinten angefallen und in ein Gebüsch gezogen. Der Unbekannte griff ihr unter den Dirndlrock, zerriss ihr die Bluse und den Slip und fasste ihr in den Genitalbereich. Die 20-Jährige wehrte sich und begann zu schreien. Daraufhin ließ der Mann von ihr ab und konnte unerkannt flüchten.
Die Trendwende im Bereich der Taschendiebstähle aus dem Vorjahr konnte bisher erfolgreich weitergeführt werden. 153 Anzeigen in diesem Deliktsbereich stehen 212 Anzeigen aus dem Vorjahr gegenüber. Dies bedeutet einen deutlichen Rückgang von über 27 Prozent. „In diesem Zusammenhang ist wieder das Wiesn-Fahndungskonzept der Münchner Polizei zu erwähnen. Vor allem die Unterstützung der Fahnder aus Berlin, Köln und Frankfurt und aus den Ländern Schweiz, Norwegen und Spanien erweist sich dabei als erfolgreich.“ stellt Wenger fest. Am Nachmittag des ersten Wiesnmontags sah ein Berliner Taschendiebfahnder die drei Personen im Bereich der Kaufingerstraße am Marienplatz. Sie bestiegen kurz danach einen Pkw mit polnischem Kennzeichen und fuhren weg. Aufgrund einer eingeleiteten Fahndung wurde der Pkw einer Kontrolle unterzogen. Im Fahrzeug wurden insgesamt acht Smartphones und diverses Bargeld aufgefunden. Bislang konnten drei der aufgefundenen Mobiltelefone Diebstählen in einer Münchner Bar zugeordnet werden. Bei den drei Tatverdächtigen, einem 23-jährigen, 36-jährigen und 37- jährigen Polen, handelt es sich um professionelle reisende Taschendiebe, die ihre Taten planen und bandenmäßig begehen. Sie wurden festgenommen.
Die Anzahl der Betretungsverbote, die zum Beginn des Oktoberfestes bei 25 lag, hat sich erwartungsgemäß erhöht. Insgesamt bestehen nun 31 Betretungsverbote für das Festgelände. Diese wurden gegen die Täter verschiedener Straftaten wie zum Beispiel bei gefährlicher Körperverletzung durch das Kreisverwaltungsreferat München ausgesprochen. Die Videoüberwachung, die aktuell auf dem Oktoberfest mit 19 Kameras durchgeführt wird, kam bisher bereits insgesamt 43 Mal zum Einsatz. In 28 Fällen gelangen den sogenannten Videobeobachtern der Polizei dabei eigene Feststellungen, die zur Verfolgung der entdeckten Straftaten führten.
Die durchgeführten Jugendschutzkontrollen der Polizei zusammen mit der Landeshauptstadt München zeigten, dass mittlerweile immer weniger stark alkoholisierte Jugendliche im Bereich des Oktoberfestes auffällig werden. Am ersten Wiesnfreitag konnten zwei 15-jährige Mädchen aus dem nördlichen Münchner Landkreis von Angehörigen des Sicherheitsdienstes auf einer Wiese liegend aufgefunden werden. Während eine nur leicht angetrunken war und ihren Eltern übergeben werden konnte, wurde die zweite aufgrund ihrer starken Alkoholisierung vom Rettungsdienst versorgt. Eine Feststellung des Atemalkoholwertes war nicht möglich.
Für den Gesamtbereich München wurden dabei in diesem Jahr bisher 10.338 Einsätze seit Beginn der Wiesn gezählt. Dies entspricht mit einer leichten Steigerung der hohen Belastung, die die Einsatzkräfte bereits im Vorjahr mit 10.223 Einsätzen zu bewältigen hatten. Im Bereich des Straßenverkehrs kam es dieses Jahr nach einem Wiesnbesuch wieder zu einem tödlichen Verkehrsunfall. Ansonsten sind in der bisherigen Verkehrsstatistik insgesamt 1.227 Verkehrsunfälle seit Beginn der Wiesn in München zu verzeichnen. Hierbei gab es im Vergleich zum Vorjahr (1.189 Verkehrsunfälle) einen leichten Anstieg. Die Zahl der Verletzten blieb mit 171 fast identisch mit der Zahl aus dem Jahr 2014 (170 Verletzte). 224 Fahrten unter Alkoholeinfluss konnten festgestellt werden (2014: 228 Fahrten). Dabei kam es in 17 Fällen zu Verkehrsunfällen, bei denen neun Personen verletzt wurden. Bei Fahrten unter Drogeneinfluss sind bislang 55 Fälle bekannt geworden (2014: 61 Fälle). Hier kam es zweimal zu Verkehrsunfällen, eine Person wurde verletzt.
Polizeivizepräsident Werner Feiler zieht ein positives Fazit der ersten Halbzeit: „Mit der ersten Wiesnwoche kann man durchaus zufrieden sein. Wir haben einen Rückgang bei den Straftaten insgesamt und es wurden mehr Straftäter festgenommen. Für die nun noch folgenden Tage wünsche ich mir eine Fortführung des allgemeinen Trends und dementsprechend vor allem auch einen Rückgang bei den Gewaltdelikten.“