Rammstein Posse letzter Teil: Band hatte gar keine Anfrage für Megakonzert auf Theresienwiese

In einem offenen Brief hatte sich der Verband Münchner Kulturveranstalter gegen ein Rammstein-Konzert an Silvester auf der Theresienwiese in München ausgesprochen. Doch das hat sich erledigt: Der Veranstalter Leutgeb hat am 16.8.22 verkündet, dass das Rammstein-Konzert nicht stattfinden wird, da die Vorbereitungszeit zu kurz ist. Die Band dementierte inzwischen, dass sie überhaupt eine Anfrage für die Theresienwiese bekommen habe. 

Theresienwiese von oben aus historischem Doppeldecker aufgenommen
Theresienwiese in München von oben aus historischem Doppeldecker aufgenommen

(Update 18.8.2022) Jetzt stellt sich heraus, dass die Band Rammstein für einen Auftritt beim Silvesterkonzert auf der Theresienwiese in München gar keine Zusage gegeben haben. Es habe zwar eine Anfrage vorgelegen, aber nicht für die Theresienwiese, sondern für das Messegelände München, so ein Vertreter der Band gegenüber der Deutschen Presseagentur. Rammstein hatte noch keinen Vertrag vorliegen und keine Zusage für das Messegelände gegeben. 


(Update 16.8.22) Der Veranstalter Klaus Leutgeb aus Österreich hat am 16. August bekannt gegeben, dass die Planungen für ein Silvesterkonzert von Rammstein auf der Theresienwiese am 31. Dezember 2022 nicht mehr weiter verfolgt werden, da die verbleibende Zeit nicht reicht, um das Megakonzert auf die Beine zu stellen. „Aus Gründen der Vernunft“ habe er entschieden, das Projekt nicht weiter zu verfolgen. 

Der Münchner Stadtrat hatte mit den Stimmen von CSU, SPD und FDP vor einer Woche entschieden, das Konzert zu genehmigen, wenn dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) ein genehmigungsfähiges Sicherheitskonzept vorgelegt wird. Von Seiten des KVR und der Münchner Polizei waren jedoch schon im Vorfeld der Entscheidung Bedenken geäußert worden, ob das Megakonzert in der Kürze der Zeit auf die Beine gestellt werden kann. 


(Erstmeldung 9.8.22) Im Mittelpunkt der Kritik steht Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU). Bei der Suche nach Ersatzstandorten für das Olympiastadion wurde in der Vergangenheit die Theresienwiese für Mega-Konzerte ausgeschlossen. Begründet mit der herausragenden Bedeutung für die Münchner Wirtschaft hatte sich das Wirtschaftsreferat für das Rammstein-Konzert dort ausgesprochen. Veranstaltet soll es von dem österreichischen Konzertveranstalter Leutgeb, der auch die Großkonzerte von Andreas Gabalier, Helene Fischer und Robbie Williams veranstaltet. Die Münchner Kulturveranstalter werfen dem Referat nun ungleichen Wettbewerb vor. Eine Kommunikation zwischen Referat und dem Verband der Kulturveranstalter ist nicht zustande gekommen.

Hier der Brief im Wortlaut, das der Verband an Oberbürgermeister Dieter Reiter und die beiden Bürgermeisterinnen und den Stadtrat richtet:

„Der VDMK e.V. wurde 1996 gegründet und vertritt über 110 Hallenbetreiberinnen und -betreiber, Konzert- und Kulturveranstalterinnen und -veranstalter sowie Veranstaltungsagenturen aus den Bereichen Club, Klassik, Theater, Film und Eventmanagement, die zusammen das Ziel verfolgen, München als lebendige Kulturmetropole mit einem vielfältigen Veranstaltungsangebot weiterzuentwickeln. Die Vielfalt der Mitglieder von Klassik über Clubkultur bis Film, von Großveranstaltern bis zu Ehrenamtlichen ist einmalig in Deutschland und ermöglicht uns ein großes Fachwissen für die Belange und Bedürfnisse der Kulturszene, auch über München hinaus.

Seit vielen Jahren befinden wir uns in einem stetigen konstruktiven Austausch mit den Fraktionen, den zuständigen Referaten und mit den Ordnungs- und Sicherheitsorganen der Stadt. Durch diesen Austausch konnten gemeinsame Aktionen wie beispielweise „Nein heißt nein“, „Cool bleiben – Sicher feiern in München“ und der „Kultursommer in der Stadt“ in den Jahren 2020 und 2021 durchgeführt werden. Zudem gab es zu vielen Sachthemen der Veranstaltungsbranche stets gute, verantwortliche und wertschätzende Diskussionen und vielfältige Lösungen.

Ein Thema war wiederkehrend: das knappe Platz- und Raumangebot in der Stadt. Für den Teilbereich der Open-Air-Veranstaltungen gab es wiederholt Anfragen des Verbandes, ob zusätzliche Flächen zur Verfügung gestellt oder die vorhandenen öfter genutzt werden können. Vordringlich wurden Ersatzflächen für die Zeit der Sanierung des Olympiastadions gesucht, im Blick der Mitglieder war dabei die Theresienwiese und Flächen der Messe. Zuletzt hatten wir im Februar 2020 dazu einen Austausch im Referat für Arbeit und Wirtschaft. Dem Verband wurde von Seiten des Wirtschaftsreferenten eindringlich vermittelt, Großkonzerte sollen auch weiterhin nur im Olympiastadion stattfinden. Die Olympiapark München GmbH als städtische Tochter sei stets die erste Wahl.

Von Anfragen zur Nutzung der Theresienwiese wurde wegen zu erwartenden Beschwerden durchanwohnende Bürgerinnen und Bürger und die ablehnende Haltung der zuständigen Bezirksausschüsse abgeraten. Mit dem Wirtschaftsreferat wurde noch vereinbart, es sollte eine Suche und Identifizierung von weiteren möglichen Orten für größere Open-Air-Konzerte geben. Das Referat wollte helfen, diese Flächen zu ermöglichen. Besonders diskutiert wurde die Galopprennbahn in Riem. Die Messe sollte als möglicher Ausweichort für die Zeit der Sanierung des Olympiastadions möglich gemacht werden, sollten keine anderen Orte und Lösungen gefunden werden.

Zur großen Überraschung des Verbandes wurden im Sommer 2021 die Pläne zu drei Großkonzerten im Jahr 2022 auf der Messe über die Presse bekannt. Es gab auch Hinweise, es sollten weitere Konzerte in den Folgejahren auf der Messe stattfinden. Als Veranstalter wurde dabei die „Leutgeb Entertainment Group“ genannt, die zuvor nicht in München veranstaltet hat.

Der Verband hat daraufhin am 11. Oktober 2021 das Wirtschaftsreferat angeschrieben, einen Gesprächstermin angefragt und das Referat gebeten die zukünftigen Prozesse und Kriterien zur Vergabe von Veranstaltungsflächen für Großkonzerte ab 50.000 Gästen auf dem Messegelände München bekannt zu geben. Auf diese Anfrage hat der Verband bis heute keine Antwort.

Stattdessen entnehmen wir erneut der Presse, dass das Wirtschaftsreferat der „Leutgeb Entertainment Group“ für Silvester 2022 die Theresienwiese für ein Konzert von „Rammstein“ mit bis zu 140.000 Gästen vermieten möchte.

Für unsere Mitglieder stellt sich die Situation wie folgt dar: Das Referat für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München fordert die Mitglieder des Verbandes dazu auf, Großkonzerte nur im Olympiastadion durchzuführen. Sollte die Kapazität nicht ausreichen, sollen die Konzerte an mehreren Tagen stattfinden. Das haben die Veranstalterinnen und Veranstalter bis zum Beginn der Pandemie erfolgreich umgesetzt und Robbie Williams, Helene Fischer, Rolling Stones, Rammstein, … fanden im Olympiastadion statt.

Unterstützt durch das Wirtschaftsreferat konnte eine einzige andere Veranstaltungsgesellschaft Großkonzerte auf der Messe München durchführen. Diese Veranstaltungsgesellschaft ist somit in die Lage versetzt worden, einen ungleichen Wettbewerb zu führen. Das soll sich nun an Silvester auf der Theresienwiese wiederholen.

Während die Vorbereitungen für bis zu vier Konzerte von Rammstein im Olympiapark im Juni 2023 fast abgeschlossen sind, wird über das Wirtschaftsreferat ein Großkonzert mit Rammstein, das vor diesen Konzerten stattfinden soll, öffentlich angekündigt, bevor diese Konzerte in den Vorverkauf gehen und bevor diese Konzerte beworben werden können, was zum Schaden dieser Konzerte ist. Begründet wird das mit einer herausragenden Bedeutung für die Münchner Wirtschaft.

Der Verband der Münchener Kulturveranstalter stellt dazu fest, dass seit Jahrzehnten von unseren Mitgliedern unzählige Konzerte von herausragender wirtschaftlicher Bedeutung für die Landeshauptstadt München und für einen Nutzen durch die touristische Vermarktung veranstaltet werden. Außerdem verfügen viele Münchner Konzertveranstalter*innen über ein exzellentes internationales Renomée und sind ihrerseits in der Lage Konzerte mit mehr als 100.00 Besucherinnen und Besucher anzubieten und umzusetzen.

Wie wir der Presse entnehmen wurde das Tollwood (kein Verbandsmitglied), das seit 22 Jahren auf der Theresienwiese das Wintertollwood und eine Silvesterparty ausrichtet, nicht in die Pläne zu dem Konzert von Rammstein einbezogen. Es ist offensichtlich, dass Veranstaltungen des Tollwood wie die Gala an Silvester nicht stattfinden können, sollte dort Rammstein spielen.

Das Tollwood hat 22 Jahre für ein buntes, lebensfrohes Image der Landeshauptstadt gesorgt. Diese Veranstaltung, eine Münchner Institution, wird ohne Zögern einer Großveranstaltung geopfert. Der Verband der Münchener Kulturveranstalter ist in großer Sorge, wie mit den Belangen von Münchner Veranstalterinnen und Veranstalter umgegangen wird.

Der Verband der Münchener Kulturveranstalter ist weiterhin sehr an einem konstruktiven Austausch mit der Landeshauptstadt interessiert und bittet die Verantwortlichen in dieser Stadt um einen Dialog, wie wir zu einer fairen, transparenten Vergabe von Orten und Plätzen zurück finden, wie ein Wettbewerb ohne Einflussnahme ermöglicht wird und wie Stadt und Verband gemeinsam das Image der Landeshauptstadt als Kulturmetropole weiterentwickeln können. Wir freuen uns auf diesen Austausch mit Ihnen

Für den Vorstand
David Boppert, Louis Grünwald, Anna Kleeblatt und Patrick Oginski“

 

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