Einen neuen Betriebshof für Elektrobusse haben die Stadtwerke München am 17. November 2022 in München-Moosach in Betrieb genommen. Platz ist hier für 200 E-Busse.
Die (SWM) und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) haben den neuen Busbetriebshof für Elektrobusse in Moosach eröffnet. „Mit dem neuen Busbetriebshof schaffen wir die Voraussetzung für eine vollständige Elektrifizierung der Münchner Busflotte. Die MVG leiste damit einen wesentlichen Beitrag, Münchens Verkehr abgasfrei, leiser und klimafreundlicher zu machen. “ sagte Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) beim Eröffnungsrundgang.
MVG-Chef Ingo Wortmann erklärt das Konzept: „Wir stellen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Werkstatt, in der Verwaltung und auch im Fahrdienst einen Betriebshof nach modernsten Maßstäben zur Verfügung. An unserem neuen Standort können wir optimale Arbeitsprozesse ermöglichen und die Elektrifizierung des Busverkehrs vorantreiben. Nach rund neun Jahren der Planung und Bauzeit erfüllt es mich mit Freude, den Busbetrieb auf ein neues Level zu bringen.“
Platz knapp 200 Busse
Der Busbetriebshof Moosach ersetzt den knapp 60 Jahre alten Betriebshof West an der Hans-Thonauer-Straße in Laim, der im Laufe des kommenden Jahres geräumt wird, und ergänzt den zweiten Busbetriebshof an der Truderinger Straße im Osten der Stadt, der vor wenigen Jahren modernisiert wurde. Auch dort wird in den nächsten Jahren zunehmend die Elektromobilität in die Infrastruktur integriert. Angesichts des geplanten Wachstums im Betriebszweig Bus wird zudem mittelfristig ein zusätzlicher dritter Betriebshof erforderlich sein.
Der Busbetriebshof Moosach ist integriert in den Gebäudekomplex Hybrid.M auf einem Grundstück von mehr als 40.000 m2 Fläche für etwa 196 Mio. Euro neu errichtet wurde. In der dreischiffigen Abstellhalle des Betriebshofs können künftig etwa 170 E-Busse geladen werden. In der ersten Ausbaustufe zur Eröffnung sind 56 Ladepunkte installiert, in den nächsten Jahren wird die gesamte Abstellfläche entsprechend ausgebaut. Aktuell sind etwa 120 Busse im neuen Busbetriebshof untergebracht, zum Fahrplanwechsel im Dezember wird er dann vollständig ausgelastet sein. Das heißt, dass er vorerst auch Dieselbusse beheimatet.
Auf dem Betriebshofsgelände befinden sich außerdem zwei Werkstatthallen inklusive Spenglerei und Lackiererei. Rund 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten an den Arbeitsständen, die auf die längsten Fahrzeuge, 23 Meter lange Buszüge, ausgelegt sind. Im Keller sind Ersatzteillager und Technikräume untergebracht. In den unteren Etagen des Mantelbaus, der den Betriebshof umgibt und die umliegende Wohngegend von Geräuschen abschirmt, befindet sich die
Verwaltung für rund 500 Busfahrerinnen und -fahrer, die Busfahrschule sowie die Betriebsgastronomie. In den oberen Etagen befinden sich vermietete Büroflächen.
Digitalisierung des Betriebshofmanagements
Für die Ladung der Busse steht nur die Zeit zwischen dem Einrücken am Ende des Betriebstags und dem Ausrücken zum nächsten Einsatztag zur Verfügung. Um die Prozesse möglichst wirtschaftlich zu gestalten, berechnen verschiedene Systeme ein optimales Betriebsmanagement. Die Systeme sorgen unter anderem dafür,
dass die Busse am nächsten Betriebstag ausreichend Energie für ihren Einsatz haben und gleichzeitig möglichst günstigen Strom laden. Auch die Planung von Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten ist in die Betriebsmanagementprozesse integriert.
Mehr als 100 neue E-Busse bis 2025
Die MVG hat mehr als 400 Busse im SWM eigenen Fuhrpark, verteilt auf zwei Betriebshöfe. 14 davon sind Elektro-Solobusse, 10 E-Gelenkbusse. 35 weitere E-Gelenkbusse sind bereits bestellt und werden im Laufe des Jahres 2023 erwartet. Außerdem sind weitere 13 E-Solobusse und 58 E-Gelenkbusse ausgeschrieben, die bis 2025 geliefert werden sollen.
Die Busse kommen mit einer Ladung im Durchschnitt auf Reichweiten von gut 200 Kilometern. Ein Solobus ist in etwa drei Stunden, ein Gelenkbus in rund vier Stunden wieder aufgeladen. Die Standzeiten der Busse sind aktuell länger, daher werden die Fahrzeuge über fünf bis sechs Stunden zellschonend geladen.
Der Freistaat Bayern fördert nach dem Bayerischen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (BayGVFG) im Rahmen des Sonderprogramms der Luftreinhaltung und nach dem Bayerischen Finanzausgleichsgesetz (BayFAG) die Ladeinfrastruktur zu 60 Prozent mit voraussichtlich 5 bis 6 Millionen Euro. Die Landeshauptstadt München finanziert die verbleibende 40 Prozent aus dem Topf Elektromobilität und klimaneutrale Antriebstechnologien im Rahmen des Sonderprogramms für Klimaschutz. Für den Vollausbau der Ladeinfrastruktur im Busbetriebshof Moosach wird eine weitere Förderung beantragt. Die Neuanschaffung von Elektrobussen wird
zusätzlich vom Bund, dem Freistaat sowie der Landeshauptstadt München gefördert.
Nachhaltigkeit im Hybrid.M
In den Bus-Waschanlagen kommen aufbereitetes Wasser aus vorherigen Wäschen und Regenwasser zum Einsatz, das in unterirdischen Vorratsbehältern gesammelt wird. Auf den Dächern der Mantelbebauung ist eine Photovoltaikanlage mit etwa 100 MWh Netzeinspeisung installiert. Damit erreichen die SWM eine CO2-Einsparung von rund 50 Tonnen im Jahr.
Ein Vorreiter in Europa sind die SWM mit dem Energiekreislauf aus wassergekühlter Ladeinfrastruktur und Wärmerückgewinnung. Das gesamte Gebäude Hybrid.M wird
mit M-Fernwärme und Fernkälte klimatisiert, so auch die Ladestationen: Während des Ladevorgangs der Busse entsteht teilweise erhebliche Wärme an den
Stationen, die mit Fernkälte aus Grundwasser gekühlt werden. Die vom Kühlkreislauf aufgenommene Wärme wird abgeführt und kann wiederverwendet werden – zum Beispiel als Freiflächenheizung, um die asphaltierten Ein- und Ausfahrten des Busbetriebshofs im Winter eisfrei zu halten. Über eine Ausspeisung der Rücklaufleitung im Werkswohnungsbau an der Postillonstraße wird die Abwärme außerdem mittels Wärmepumpen zum Heizen und für die Warmwasserbereitung genutzt.