Der Engel Aloisius ist in das Hofbräuhaus in München zurückgekehrt und kann endlich wieder „a Maß und no a Maß“ trinken. Auch die Hygieneregeln wegen der Corona beachtet er: Mundschutz und Mindestabstand. Wobei er die nötige Distanz nicht horizontal, sondern vertikal in zwei Metern Höhe einhält. Von dort oben in der Schwemme konnte er am Montag verfolgen, wie nach einer neunwöchigen Pause wieder Leben in das berühmteste Wirtshaus der Welt eingekehrt ist.
Engel Aloisius grantelt: „Des Corona Virus kann sich jetzt schleichen“. Dem berühmten Stammgast wurden über zwei Monate Stillstand im Hofbräuhaus in München zu fad, deswegen ist er in die Luft gegangen und schwebt nun in der Schwemme über den Gästen.
Wir erinnern uns: Einst als Dienstmann Nr. 172 am Münchner Hauptbahnhof tätig, erledigte er einen Auftrag mit solcher Hast, dass er vom Schlag getroffen wurde und starb. Im Himmel angekommen wurde der zum Engel Aloisius und sollte fortan auf einer Wolke sitzen, Harfe spielen und frohlocken. Richtig grantig wird er dann, als statt sein geliebtes Bier Manna trinken sollte. Er wurde so wütend, dass der liebe Gott schließlich beschloss, Aloisius wieder auf die Erde zu schicken, um der Bayerischen Regierung die göttlichen Ratschläge zu übermitteln. Als er in München ankommt, führt ihn sein Weg statt zur Regierung direkt ins Hofbräuhaus. Dort trinkt er eine Maß nach der anderen und vergisst seinen Auftrag. Die Geschichte von Ludwig Thoma endet mit dem Satz: „Und so wartet die Bayerische Regierung bis heute auf die göttlichen Eingebungen.“
Seitdem saß Engel Aloisius immer auf dem Stammplatz in seiner nach ihm benannten Nische in der Schwemme. Bis am 17. März 2020 das Wirtshaus wegen der Coronakrise geschlossen werden musste. Übrigens zum ersten Mal seit 123 Jahren, nach dem Umbau zur Großgaststätte, nachdem die Brauerei ausgezogen war. Seitdem war es täglich geöffnet – 365 Tage im Jahr, auch an Weihnachten. „Soweit bekannt ist, war das Hofbräuhaus zuletzt 1896 und 1897 geschlossen. Sogar nach den Bombenangriffen des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1944, wo das Haus schwer beschädigt wurde, blieb die Schwemme offen.“, erzählt Hofbräuhaus-Sprecher, Tobias Ranzinger.
Jetzt geht es schrittweise wieder los. Seit zwei Wochen ist der Wirtsgarten täglich von 12 bis 20 Uhr wieder in Betrieb, seit dieser Woche auch die Schwemme von 12 bis 22 Uhr. Die anderen Räume sind noch geschlossen. Wegen der Abstandsregeln können aber viel weniger Gäste Platz finden, als zu normalen Zeiten. Deshalb empfiehlt es sich unbedingt, sich für Plätze anzumelden, wenn man wie Aloisius dort „a Maß und no a Maß“ genießen will. Übrigens, wegen der außergewöhnlichen Situation ist es auch ein Novum, dass in der Schwemme und im Wirtsgarten reserviert werden kann. Denn in normalen Zeiten ist das überall im Haus möglich, nur eben in der Schwemme und im Garten nicht.