Mit rund 400.000 Menschen beteiligten sich mehr als doppelt so viele als 2019 beim Christopher Street Day in München. Darunter waren 27.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die an der CSD PolitParade teilgenommen haben. 

CSD München 2022
CSD München 2022 Hauptbühne am Marienplatz, Foto: Niklas Allmeier

Irgendwie hatte es das Veranstaltungsteam des CSD in München geahnt. 140 Gruppen hatten sich für die PolitParade im Vorfeld angemeldet und alle wussten: Mitlaufen, zuschauen und vorbeikommen würden nach zwei Jahren Pandemiepause sicher mehr Menschen als vor Corona. 2019 waren es insgesamt 155.000 Menschen  – in diesem Jahr mit 400.000 mehr als doppelt so viele, darunter die 27.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Parade.

Thomas Niederbühl, langjähriger politischer Sprecher des CSD und Stadtrat Rosa Liste, war von dem Erfolg überwältigt: „Ich glaube, das war die längste und größte CSD-Parade, die ich je gesehen habe.“ CSD-Geschäftsführer Alexander Kluge ergänzt „Nach zwei Jahren Corona-Pause konnten wir endlich wieder auf der Straße demonstrieren und feiern. Die Sehnsucht danach war groß.“

Drei Stunden CSD PolitParade

Vom Mariahilfplatz in der Au bis zum Marienplatz in der Altstadt zog sich der Menschentross knapp drei Stunden lang über die vier Kilometer lange Strecke. Vorneweg: Oberbürgermeister Dieter Reiter. Er lief im Ukraine-Block hinter dem Banner mit dem diesjährigen CSD-Motto „Less me, More we“. Münchens Oberbürgermeister, der auch Schirmherr des CSD ist, war, wie er später auch auf der Bühne am Marienplatz bei der Eröffnung des Straßenfests betonte, sehr daran gelegen, Solidarität mit der Ukraine und der Community zu zeigen. „Wir stehen mit unseren ukrainischen Freunden in einer Reihe, wenn es um Weltoffenheit und Toleranz geht. Das ist in Kriegszeiten noch wichtiger“, sagte Reiter im Interview mit dem Team vom CSD-LiveStream.

Solidarität mit der Ukraine 

Solidarität mit der Ukraine war denn auch Thema der politischen Zwischenkundgebung, die der CSD-Medienpartner egoFM während der Parade über seinen Sender auf allen Wagen und im Radio in ganz Süddeutschland übertrug. Auch das ein Novum. Lydia Dietrich, ehemalige Stadträtin und LGBTIQ-Aktivistin der ersten Stunde, sagte darin: „Dieser Krieg ist ein Krieg gegen die Freiheit, gegen Menschenrechte, gegen die Selbstbestimmung und Autonomie, gegen individuelle Rechte, auch gegen das Recht auf sexuelle Identität.“

Das diesjährige CSD-Motto „Less me, More we“ galt aber auch – und vor allem – der Solidarität mit der LGBTIQ-Community in Deutschland. Es geht um gleiche Rechte und Akzeptanz für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*, inter* und queere Menschen, die in vielen Bereichen bis heute nicht erreicht ist, wie die politischen Forderungen des CSD München zeigen: Es fehle unter anderem an einem umfassenden Diskriminierungsschutz, einem zeitgemäßen Abstammungsrecht und Selbstbestimmungsgesetz.

Ausgrenzung und Gewalt, die LGBTIQ bis heute erleben, würden Aktionspläne für Gleichstellung nötig machen, die es bereits in allen Bundesländern gebe, nicht aber in Bayern. Auch das waren Themen des diesjährigen CSD, die sich im Programm der Haupt- und Kulturbühne in der Altstadt und dem Straßenfest überall wiederfanden, wo sich die Münchner Community an den etwa 70 Infoständen dem Publikum präsentierte.

Positive CSD-Bilanz der Polizei 

Die Polizei schätzt in ihrer Bilanz zum CSD 2022 mit insgesamt 350.000 Personen, darunter 25.000 bei der PolitParade, etwas weniger als die Veranstaltungsleitung. Sie lobt alle Beteiligten, dass der CSD München störungsfrei und friedlich verlaufen ist. Die Münchner Polizei war mit über 200 Beamten im Einsatz. Außerdem war sie mit einem Infostand, an dem zu verschiedenen polizeilichen Themen informiert wurde, an der Veranstaltung beteiligt.