Bezahlbares Wohnen in München Freiham – Die junge Genossenschaft Progeno bietet mehr als das

München stöhnt unter der Entwicklung der Mietpreise. Wer ein neues Heim sucht, hat besonders schlechte Chancen auf bezahlbaren Wohnraum. Einen Ausweg aus dem Dilemma könnten Wohnungsgenossenschaften bieten. Doch hier sind Aufnahmestopps oder Endloswartelisten an der Tagesordnung. Eine Genossenschaft, die nicht nur neue Mitglieder aufnimmt, sondern bei der auch eine Zusicherung für eine neue Wohnung in einem überschaubaren Zeitraum sehr wahrscheinlich ist, gibt es tatsächlich. Sie heißt Progeno und wird demnächst mit dem Bau von 100 Wohnungen in Freiham beginnen. 

Im Vordergund der beiden Baufelder der Wohnungsgenossenschaft Progeno in München Freiham-Nord
Im Vordergund eines der beiden Baufelder der Wohnungsgenossenschaft Progeno in München Freiham-Nord

Während ein privater Investor Rendite erwirtschaften muss, verdient eine Genossenschaft nicht an ihren Projekten. Im Gegenteil: Alles, was Geldern für die Nutzung von Wohnungen eingenommen wird, kommt der Genossenschaft wieder zugute. So sind bezahlbare Mieten realisierbar. Kein Wunder, dass in München das Interesse an Wohnungsgenossenschaften sehr groß ist. Die meisten Gesellschaften in München haben inzwischen einen Aufnahmestopp. Ist man bereits Mitglied, sind jahrelange Wartezeiten bis zu einer Wohnungszuteilung die Regel. 

In letzter Zeit sind einige neuen Genossenschaften entstanden, wo die Chancen größer sind, dass man nicht nur aufgenommen wird, sondern auch in absehbarer Zeit mit einer Zuteilung eines neuen Heimes rechnen kann.  Eine davon ist die Progeno, die 2015 gegründet worden ist. Inzwischen hat sie auch schon ein Projekt im Prinz-Eugen-Park im Münchner Nordosten realisiert. Anfang diesen Jahres hat die junge Genossenschaft den Zuschlag für zwei Baufelder  im neuen Stadtviertel Freiham-Nord bekommen, auf denen 100 neue Wohnungen entstehen. Im Mai dieses Jahres sollen die Grundstücke mit einem Baugrubenfest in Beschlag genommen werden. Der Bezug der Häuser ist für Ende 2020 geplant. 

Das Besondere am Konzept der Progeno ist, dass die Mitglieder gemeinschaftlich ihr Quartier gestalten. In Arbeitskreisen, sogenannten Baugruppen, werden machbare Ideen und Wünsche diskutiert und beschlossen. So werden in Freiham, wie bereits im Prinz-Eugen-Park bereits realisiert, fünf Prozent der Wohnfläche für Gemeinschaftsräume verwendet. Es entstehen ein Veranstaltungsraum mit Küche, Apartments für Gäste der Bewohner, Co-Working-Arbeitsplätze mit Computerlounge, ein Aufenthaltsraum für die Jugend, eine Werkstatt und großzügige Fahrradkeller mit Reparaturmöglichkeiten. In Freiham wird in einem der Mehrfamilienhäuser statt einem Gemeinschaftsraum, eine große Dachterrasse mit Küche geplant. Außerdem entstehen auf allen Häusern Solaranlagen mit einer Kapazität, womit eine Selbstversorgung mit Strom nahezu gewährleistet ist.  Die Häuser werden in Holzbauweise errichtet.

Die Stadt München legt Wert darauf, dass in den neuen Stadtvierteln Wohnraum für Menschen mit unterschiedlichem Einkommen geschaffen wird. Das München Modell, ein Förderprogramm der Stadt München, sowie die Einkommensorientierte Förderung (EOF) des Freistaates Bayern ermöglicht es auch Familien mit geringem Einkommen, gleichwertigen Wohnraum zu finden. In Freiham sind 25 Prozent der Wohnungen für EOF, 50 Prozent für das München Modell Genossenschaften und 25 Prozent für preisgedämpfte, freifinanzierte Wohnungen im Konzeptionellen Mietwohnungsbau (KMB) geplant, bei denen die Einkommen der Haushalte oberhalb der Fördergrenzen der Programme liegen. 

Für eine dreiköpfige Familie liegt die Förderobergrenze beispielsweise beim München Modell aktuell bei 78.400 Euro Bruttoeinkommen im Jahr. Die Genossenschaftsmitglieder müssen ihren Hauptwohnsitz oder Arbeitsplatz ohne Unterbrechung mindestens drei Jahre in der Stadt München haben. Bei Haushalten mit Kindern ist es ein Jahr und sie können auch in den umliegenden Landkreisen wohnen oder arbeiten. Dies muss bei Abschluss eines Nutzungsvertrages durch eine Bescheinigung des Wohnungsamtes in München nachgewiesen werden.  

Um eine Wohnung von einer Genossenschaft zugewiesen bekommen, muss man zuerst Mitglied werden. Bei der Progeno beträgt der Mitgliedsbeitrag einmalig 1.000 Euro. Die Höhe der einzuzahlenden Pflichtanteile und das monatliche Nutzungsentgelt pro Quadratmeter für die Wohnung sind vom verwendeten Förderprogramm abhängig.  Als Pflichtanteil sind bei EOF-Förderung 100 Euro pro Quadratmeter, beim München-Modell 900 €/qm und beim KMB 1.700 €/qm  zu leisten. Nach einer schriftlichen Zusicherung eines Anspruchs auf eine Wohnung muss der erste Teil der Pflichtanteile eingezahlt werden: Bei EOF-Förderung 5.000 Euro, beim München Modell und bei KMB 50.000 Euro. Der Rest der Pflichteinlage ist bei der konkreten Vergabe der Wohnung zu leisten. Die Gesamtsumme der Pflichteinlage ist übrigens nicht verloren, wird aber nicht verzinst. Bei Auszug aus der Wohnung werden sie zurückerstattet. Neben Pflichtanteilen können Genossenschaftsmitglieder zudem freiwillige Anteile zeichnen. Diese mindern das monatliche Nutzungsentgelt und werden mit etwa drei Prozent p.a. verzinst. 

Zur Finanzierung der Pflichtanteile können bei den Banken günstige KfW-Darlehn für Genossenschaftsanteile zum Wohnen bis zur Höhe von 50.000 Euro beantragt werden. Der aktuelle Jahreszins beträgt beispielsweise bei 20 Jahren Laufzeit, drei tilgungsfreien Anlaufjahren und fünf Jahren Zinsbindung 0,8 Prozent. Die Pflichteinlage kann als Sicherheit verwendet werden. 

Das monatliche Nutzungsgeld (Miete) für eine Wohnung der Progeno in Freiham beträgt im Förderprogramm EOF I 5,85 Euro pro Quadartmeter, für das München-Modell 11,15 €/qm, und beim KMB 12,60 €/qm. Dazu kommen noch 0,50 €/qm als Nutzungsentgelt für Gemeinschaftsräume sowie eine Abschlagszahlung für die Wohnnebenkosten in Höhe von 2 €/qm. Beispielhaft beträgt das Nutzungsentgelt – entspricht einer Warmmiete bei Mietwohnungen – einer 90 Quadratmeter-Wohnung für eine Familie mit zwei Kindern bei EOF I  752 Euro, beim München Modell 1.289 Euro und bei KMB 1.419 Euro.

Wer sich für eine Mitgliedschaft bei der Progeno Wohnungsgenossenschaft interessiert, kann für einen ersten Überblick eine Infoveranstaltung besuchen. Der nächste Termin ist der 30. April 2019, 19.30 Uhr. Eine Anmeldung ist über die Webseite https://www.progeno.de/projekt-freiham/wohnungenfam möglich. Wer konkret an einer Wohnung in Freiham Interesse hat, wird auf der Infoveranstaltung gebeten, online einen Fragebogen auszufüllen. Auf einer zweiten Veranstaltung, die vor allem dem gegenseitigen Kennenlernen dient, können dann die Mitgliedsanträge für die Genossenschaft und der Antrag für eine Wohnungszusicherung gestellt werden. Nach Aufnahme des Mitglieds durch den Vorstand und der schriftlichen Wohnungszusicherung, müssen der einmalige Mitgliedsbeitrag und innerhalb einer gesetzten Frist die Pflichtanteile für die Wohnung eingezahlt werden. 

Über den neuen Stadtteil Freiham-Nord:

Im ersten Abschnitt entsteht hier westlich von Neuaubing und nördlich der Bodenseestraße ein Wohnquartier für 10.000 Einwohner auf 85 ha Fläche. Geplant sind 4.000 Wohneinheiten, ein Stadtteil- und ein Quartierszentrum sowie ein Sportpark. Zwei Grundschulen mit Kindertageseinrichtungen sind bereits in Betrieb. Außerdem ist ein großer Bildungscampus mit weiterführenden Schulen und Fachschulen in Bau. Ein Grünzug entlang der Grenze zu Neuaubing mit Spielplätzen für Kleinkinder und einem Abenteuerspielplatz ist bereits weitgehend fertiggestellt. Die beiden S-Bahnstationen Freiham und Aubing sind von der Mitte des Quartiers zu Fuß in etwa 15 Minuten zu erreichen. Eine Erschließung mit Buslinien ist in Planung. Langfristig ist auch geplant, die U5 über Pasing nach Freiham und weiter nach Germering zu verlängern. 

Den Namen hat Freiham vom gleichnamigen Gut südlich der Bahnstecke. Es besteht aus einem Gutshof, in dem früher die Schlosswirtschaft untergebracht war, sowie einem Wirtschaftshof, einer Brennerei, Viehställen und der kürzlich renovierten Heilig-Kreuz-Kirche. Das Gut Freiham wurde von der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung (Mehrheitseignerin der Augustiner-Brauerei) gekauft und wird momentan aufwändig saniert. In etwa vier Jahren wird es dort als neues, attraktives Ausflugsziel ein Wirtshaus mit Biergarten und einem großen Kinderspielplatz, ein Museum, Stallungen für die Pferde vom Augustiner-Prachtgespann und eine Schaubrennerei geben. Etwas abseits steht das Schloss Freiham, in dem der Hauptsitz eines Unternehmens untergebracht ist.