Mit einem symbolischen Tunnelanschlag am Rettungsschacht 3 ist am 24. April 2024 der erste Tunnelbau der 2. Stammstrecke der S-Bahn München gestartet.
Das Rettungsbauwerk mit bis zu 34 Metern Tiefe und einer Gesamtlänge von 55 Metern an der Münchner Hackerbrücke soll den Fahrgästen bei einer Störung als Fluchtweg dienen. Tunnelpatin ist Bärbel Fuchs von der Bayrischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Sie soll den Mineuren als irdische Vertreterin der Heiligen Barbara (Schutzpatronin der Bergleute) während der Bauphase Glück und Schutz bringen.
„Mit dem Tunnelanstich zum Rettungsschacht haben wir eine neue Phase bei einem der größten Infrastrukturprojekte Deutschlands erreicht. Denn die Tunnelbauten sind das Herzstück der 2. Stammstrecke. Unsere Mineure setzen ihre Füße dorthin, wo noch kein Mensch gewesen ist. Das macht ihre Arbeit so spannend, aber natürlich auch herausfordernd. “, sagt Gesamtprojektleiter Kai Kruschinski-Wüst.
Der Rettungsschacht 3 („Bärbel-Tunnel“) ist einer von insgesamt neun Tunneln der 2. Stammstrecke: vier Verkehrstunnel, zwei Rettungstunnel, zwei Rettungsschächte (RS3 und RS7) sowie ein Verbindungsstollen vom Marienhof zu den U-Bahn-Linien U3/U6 am Marienplatz. Hinzu kommen 16 Querverbindungen.
Schacht wird in bergmännischer Bauweise erstellt
Rettungsschacht 3 wird unter Druckluft in bergmännischer Bauweise hergestellt. Dabei wird der Tunnelquerschnitt mit einem elektrisch betriebenen Hydraulikbagger aus dem Untergrund gelöst und anschließend mit Spritzbeton- und Ortbetonschalen gesichert. Zum Einsatz kommen etwa 120 Spezialistinnen und Spezialisten aus ganz Europa, die in einem Schichtsystem sieben Tage die Woche rund um die Uhr arbeiten.
Weil Rettungsschacht 3 elf Gleise im Gleisvorfeld des Hauptbahnhofs unterquert, überwacht die Deutsche Bahn diesen sensiblen Bereich durch rund 2.000 Messpunkte. Zudem senkt sie den Grundwasserspiegel im Baubereich mit Hilfe von 21 Brunnen temporär ab. Insgesamt werden für das Bauwerk rund 4.500 Kubikmeter Erdreich ausgehoben.
Die 2. S-Bahn-Stammstrecke wird auf rund zehn Kilometern und in bis zu 48 Metern Tiefe zwischen Laim im Westen und Leuchtenbergring im Osten der Stadt gebaut. Die Deutsche Bahn rechnet damit, dass das Projekt nach derzeitiger Planung zwischen 2035 und 2037 in Betrieb genommen wird.