Der zwei Monate alte Guido drohte zu ersticken, weil er einen Fremdkörper in den Rachen bekommen hatte. Guido war aber nicht in München, sondern in Kassel. Seine Mutter hatte in ihrer Not ihre Schwester in München angerufen. Der Disponent gab der Mutter des Babys die entscheidenden Tipps, damit es wieder mit dem Atmen begonnen hat.
Exakt 385 Kilometer Luftlinie liegen zwischen der Leitstelle der Berufsfeuerwehr im Münchner Westend und einem Wohnhaus im Kasseler Stadtteil Nord-Holland. In der Großstadt unseres Nachbarbundeslandes Hessen erlitt ein etwa acht Wochen alter Säugling eine schwere Atemkrise. Die aus Togo stammende Mutter des Jungen wusste sich in ihrer Not keine andere Hilfe, als ihre Schwester in München anzurufen. Diese wiederum verständigte sofort über den Notruf die Integrierte Leitstelle (ILS) der Berufsfeuerwehr. Nachdem durch den Disponenten alle erforderlichen Informationen ermittelt und die zuständige Leitstelle in Kassel informiert wurde, galt nun die Aufmerksamkeit des Münchner Leitstellenmitarbeiters der Situation in der Kasseler Wohnung. Er hielt über den Festnetzanschluss den Kontakt zur Schwester. Diese wiederum stellte ihr Mobiltelefon auf Lautsprecherbetrieb und fungierte so als Übermittlerin und Übersetzerin der Anweisungen für die Erste Hilfe. Die Mutter aus Kassel verfügte über nahezu keine Deutschkenntnisse.
Über den Lautsprecher des Mobiltelefons konnte der Münchner Disponent am eigenen Telefon das Geschehen in Kassel verfolgen. Er gab den Hinweis, den Säugling mit dem Bauch und Kopf nach unten auf den Unterarm der Mutter zu legen. Anschließend wies er über die Schwester die Mutter an, mit vorsichtigen Klopfen der anderen Hand dem Kind zwischen die Schulterblätter zu schlagen. Vermutlich leitete sich die Atemkrise oder der vermeintliche Atemstillstand des Säuglings durch einen Fremdkörper in der Luftröhre her.
Während der Disponent seit dem Beginn der telefonischen Anweisungen nur die Schwester und die Kasseler Mutter mit aufgeregten Stimmen hören konnte, zeigten die Maßnahmen nach kurzer Zeit Erfolg. Er konnte plötzlich das Schreien und somit ein Atmen von Guido hören. Der Telefonkontakt nach Kassel wurde via der Münchner Schwester solange aufrecht gehalten, bis der örtliche Rettungsdienst in der Wohnung eintraf. Der Säugling wurde in eine Kasseler Kinderklinik zur stationären Behandlung gebracht. Nach zwei Tagen konnte das Kind wohlbehalten wieder entlassen werden. „Die Umsicht des Münchner Leistellenmitarbeiters und die Kooperationsbereitschaft der Münchner Schwester haben sicherlich einen größeren gesundheitlichen Schaden von dem kleinen Guido abgehalten.“, so ein Sprecher der Berufsfeuerwehr München.