Die Diskussion über das richtige Verhältnis der Verkehrsformen in der Stadt ist eines der beherrschenden Themen vor den Stadtratswahlen im März dieses Jahres in München. Was getan werden muss, um eine autofreie Innenstadt innerhalb des Altstadtringes sinnvoll zu realisieren, soll eine Experten-Anhörung am Mittwoch im Stadtrat klären, die man auch im Internet live verfolgen kann.
Am Mittwoch, 8. Januar 2020, von 9 bis 13 Uhr, findet im großen Sitzungssaal im Rathaus ein Stadtratshearing zum Thema „Autofreie Altstadt“ statt. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten anderer Städte und aus unterschiedlichen Fachrichtungen diskutiert der Stadtrat unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Dieter Reiter Strategien, wie in Innenstädten der Autoverkehr zugunsten von Fußgängern sowie Radfahrenden reduziert werden kann, um die Aufenthaltsqualität zu steigern. Das Hearing wird auch als Livestream im Internet angeboten unter muenchen.de/stadtrat-live.
Die Münchner Altstadt ist sehr belebt und beliebt. Hier treffen vielfältige Ansprüche, wie Wohnen, Arbeiten, Versorgung, Kultur und Tourismus, aufeinander. Diese müssen bei den Planungen ebenso berücksichtigt werden, wie die Erfordernisse des Lieferverkehrs für Handwerk, Handel und Gastronomie. Ziel ist es, den Stadtkern zu einem großräumigen Begegnungsort zu machen, in dem Fußgänger das Straßenbild prägen und eine hohe Aufenthaltsqualität genießen. Wie das funktionieren kann, stellen in der Anhörung im Stadtrat unter anderem Andrea Faast von der Wirtschaftskammer Wien und Tobias Eschenbacher, Oberbürgermeister der Stadt Freising, vor. Gemeinsam soll insbesondere diskutiert werden, welche Maßnahmen sich auch für München eignen könnten.
Mit dem Grundsatzbeschluss „Autofreie Altstadt“ vom 26. Juni 2019 hat sich die Landeshauptstadt München zu dem Ziel bekannt, den Autoverkehr zu minimieren und dafür umweltfreundliche Verkehrsformen zu fördern. Langfristig sollen die Maßnahmen einen Beitrag zur Verkehrswende leisten. Weitere Informationen unter https://t1p.de/AutofreieAltstadt.
Die Vertreter von Handel, Gastronomie und Handwerk haben zu diesem Thema bereits ihre Stellungnahmen abgegeben. Der Geschäftsführer der Vereinigung der Einzelhändler in der Altstadt CityPartnerMünchen, Wolfgang Fischer, stellt klar, dass sich der Verkehr in der Altstadt in den vergangenen Jahren bereits entscheidend gewandelt hat : „Die Münchner Altstadt ist das ‚Herz‘ und das ‚Schaufenster‘ der Stadt. Für etwa 75.000 Erwerbstätige, die Münchnerinnen und Münchner, die Region und die vielen Kunden und Gäste aus nah und fern. Voraussetzung dafür ist die Erreichbarkeit mit allen Verkehrsmitteln. Dafür braucht es ein modernes, ganzheitliches Verkehrskonzept und keinen Aktionismus. Schon heute kommen 92 Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Rad in die Altstadt. Zudem ist der motorisierte Verkehr über den Altstadtring in die City schon in der Vergangenheit um über 50 Prozent zurückgegangen. Damit ist die Münchner Altstadt bereits jetzt der nachhaltigste Standort der gesamten Stadt.“
Christian Schottenhamel, Kreisvorsitzender für München des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA Bayern), stellt fest: „München kann durch ein neues Verkehrskonzept stark an Attraktivität gewinnen. Dem Gastgewerbe darf aber bei allen verkehrspolitischen Bemühungen nicht die Existenzgrundlage entzogen werden. Die Betriebe des Gastgewerbes sind existentiell auf Erreichbarkeit durch den Lieferverkehr und unsere Gäste in Hotellerie und Gastronomie angewiesen.
Frank Hüpers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für München und Oberbayern, warnt bei der Regelung des Verkehrs in der Münchner Altstadt vor Schnellschüssen: „Die Innenstadt erreichen und durchqueren zu können, ist für unsere Handwerksunternehmen existenziell wichtig. Sie benötigen Flächen zum Liefern und Leisten.“