Den Black Friday haben sich die Aktivisten von Extinction Rebellion München ausgesucht, um mit einer Protestaktion vor dem Eingang des Versandhandelsriesen Amazon unter anderem auf schlechte Arbeitsbedingungen, Verdrängung des Einzelhandels und Spartricks hinzuweisen. Dazu bauten sie eine Paketmauer auf und brachten am Eingang einen Banner mit der Aufschrift „Wegen Übermüllung geschlossen“. Auch die Gewerkschaft Verdi hat mit einem Streikaufruf in den Versandzentren von Amazon auf die Arbeitsbedingungen bei dem Unternehmen aufmerksam gemacht.
Am Black Friday haben Aktivisten von Extinction Rebellion München den Eingang am Firmensitz des Versandhändlers Amazon in der Domagkstraße in München-Schwabing mit einer Pakektmauer und einem Banner mit der Aufschrift „Wegen Übermüllung geschlossen“ blockiert. Die Aufschriften auf den Paketen wiesen auf die Kritikpunkte der Bewegung an dem Unternehmen hin: Unter anderem Umweltzerstörung, Steuerflucht, schlechte Arbeitsbedingungen, die Verdrängung des Einzelhandels oder auch Vernichtung von Neuwaren.
„Natürlich können Einzelpersonen einen Unterschied machen, indem sie grundsätzlich ihren Konsum hinterfragen und Unternehmen wie Amazon boykottieren. Das eigentliche Problem ist aber doch, dass Unternehmen überhaupt so vorgehen dürfen! Hier müssen wir ansetzen und grundlegend etwas verändern.“, so ein Sprecher von Extinction Rebellion, was frei übersetzt etwa „Aufstand gegen das Aussterben“ heißt. Sie fordert den Versandhändler auch auf, endlich offenzulegen, inwiefern die Kundschaft am Black Friday ohne Tricksereien tatsächlich spart. Hintergrund dieser Forderung ist, dass Amazon und den Händlern vorgeworfen wird, dass die Preise von Produkten vor dem großen Verkaufstag hochgesetzt werden, um sie dann am Black Friday mit großen Rabatten anzupreisen. Extinction Rebellion fordert außerdem, dass Amazon mehr ökologische und klimabezogene Transparenz schaffen und unter anderem ressourcenintensive Produkte als solche kennzeichnen soll. Der Handelsriese solle außerdem seine große Macht dazu nutzen, um große Hersteller zu beeinflussen, Geräte zu reparieren und zu recyceln anstatt diese durch neue zu ersetzen.
Auch die Gewerkschaft Verdi hat zu einem dreitägigen Streik in den Versandzentren bei Amazon aufgerufen. Die Stundenzuschläge von zwei Euro, die Amazon Deutschland den über 20.000 in Deutschland Beschäftigten noch im Frühjahr während der ersten Corona-Welle zahlte, seien im Sommer längst wieder gestrichen worden, kritisiert die Gewerkschaft. Das sei auch deshalb möglich gewesen, weil die Beschäftigten auch nach acht Jahren Auseinandersetzung und wiederholten Streiks immer noch keinen Tarifvertrag auch keine Betriebsvereinbarungen haben. die Zuschläge oder Tariferhöhungen für einen fest vereinbarten Zeitraum festschrieben.
Verdi weist auch darauf hin, dass es auch beim Gesundheitsschutz hakt. Am Standort Graben bei Augsburg sind derzeit von den insgesamt 1.800 Beschäftigten rund 300 Beschäftigte an Covid-19 erkrankt. Von den ver.di-Mitgliedern unter den Infizierten liegen fünf auf der Intensivstation. Auch in Koblenz wurden bei einem ersten Massentest bei 800 von insgesamt 2.800 Beschäftigten 170 positiv getestet, beim letzten Test vor einer Woche noch einmal 130. Die komplette Nachtschicht musste für zwei Wochen in Quarantäne geschickt werden. Die zuständige Amtsärztin sagt, Amazon sei ein Corona-Hotspot, aber Amazon wolle das nicht eingestehen, berichtet Petra Kusenberg, in Rheinland-Pfalz zuständig für Amazon.
„Amazon nimmt wenig Rücksicht auf die Gesundheit seiner Beschäftigten. Immenser Druck, ständige Leistungsverdichtung, permanente Leistungskontrollen, schlechte Führungskultur, unzureichende Erholungs-/Durchatmungszeiten und fehlende Wertschätzung, gepaart mit mangelhaften Infektionsschutzvorkehrungen: Das alles sind schlechte Arbeitsbedingungen, die bei Amazon häufig an der Tagesordnung sind“, sagt auch ver.di-Sekretärin Sylwia Lech, die die Amazon-Beschäftigten in Graben bei Augsburg betreut.