Mit einem Karabiner aus dem zweiten Weltkrieg mit aufgesetztem Bajonett versuchte am 5. September 2024 ein 18-jähriger Islamist aus Österreich das israelische Generalkonsulat in der Maxvorstadt in München anzugreifen. Bei einem Schusswechsel mit der Polizei wurde er getötet.
(Update 6.9.2024) Der Einsatzleiter im Polizeipräsidium München, Christian Huber, hat auf einer Presskonferenz am 6.9.24 den Verlauf der Wege des Täters skizziert. Demnach hat dieser sein Auto kurz vor 9 Uhr in der Arcisstraße geparkt. Eine Solostreife der Polizei hat ihn aus der Ferne gesehen, als er mit einem waffenähnlichen Gegenstand ausstieg. Der Beamte gab Alarm, verlor ihn jedoch aus den Augen, da der Verdächtige zwischen den hinter der Musik-Hochschule Richtung NS-Dokumentationszentrum verschwand.
Am NS-Dokumentationszentrum angelangt, gab der Täter zwei Schüsse auf die Glasfassade und die Eingangstüre des Museums ab. Dabei wurden keine Menschen verletzt, weil das Dokumentationszentrum wegen der Gedenkveranstaltung zum Jahrestag des Olympia-Attentats geschlossen war. Dann ging er weiter in Richtung israelisches Generalkonsulat, wo er gegenüber in das Gebäude des Institutes für Mediendidaktik der TU München gewaltsam eindrang und sich dabei verletzte, wie die Blutspuren später ergaben. Anschließend verließ der das Gebäude wieder und wollte gegenüber den Sicherungszaun zum Generalkonsulat übersteigen, was ihm nicht gelang. Das gelang ihm nicht und er gab zwei Schüsse auf die schusssicheren Fenster des Gebäudes ab.
Von dort ging er Richtung Barerstraße in das Gebäude der Akademie für Technikwissenschaftn Ecke Karolinenplatz, das er aber auch wieder schnell verließ. Der Täter bewegte sich dann dann wieder zurück und gab dort zwei Schüsse auf die schusssicheren Fenster des Konsulats ab. In der Parkanlage dahinter entdeckten ihn dann die ersten eintreffenden Kräfte der Polizei. Bei dem Aufeinandertreffen schoss der 18-Jährige auf die fünf Polizisten, worauf sich ein heftiger Schusswechsel entwickelte. Er versuchte auch noch nachzuladen und auf die Beamten zu schießen, als er bereits angeschossen am Boden lag.
Die Waffe handelt es sich um eine Schweizer Waffe aus dem 19. Jahrhundert mit einem Magazin mit sechs Schuss. Insgesamt gehen die Ermittler davon aus, dass insgesamt neun Schüsse abgegeben wurden.
(Erstmeldung 5.9.2024) Was bisher über den Terroranschlag am 5. September 2024 in der Maxvorstadt bekannt ist:
Am Donnerstag um 9 Uhr wurde eine Polizeistreife im Umfeld des israelischen Generalkonsulats in der Barerstraße auf eine verdächtige Person aufmerksam, die vor dem Eingang des Generalkonsulats mit einem Karabinergewehr mit aufgesetztem Bajonett um das Gebäude herumschlich.
Erste Einträge, die über den Kurznachrichtendienst X verbreitet wurden, vermuteten einen Angriff auf das um die Ecke in der Briennerstraße befindliche NS-Dokumentationszentrum (Näheres dazu im Update oben). Zwei Videos, die über das selbe Medium hochgeladen wurden, zeigen, dass sich dann der Polizeieinsatz an der Barerstraße neben dem Generalkonsulat abspielte. In einem der Videos, das von einer Person im Gebäude daneben im Institut für Mediendidaktik der TU München aufgenommen wurde, ist der Täter deutlich zu sehen. Es handelt sich um einen jungen Mann, der die Hausecke am Besucherparkplatz neben dem Konsulat als Deckung nimmt und beim Durchladen des Gewehr Probleme hat. Als er einen Schuss abgibt, wird er vom Kolben fast ausgeknockt.
Angriff auf jüdische Einrichtung am Jahrestag des Olympia-Attentats
Parallel kamen sehr schnell zahlreiche Einsatzkräfte zum Tatort, darunter Spezialeinsatzkräfte (SEK) der Polizei und die Polizeipräsenz im gesamten Stadtgebiet wurde erhöht. „Er hat gezielt auf die Polizisten geschossen, die haben das Feuer erwidert“, erklärte am Nachmittag Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Es entwickelte sich ein heftiger Schusswechsel, bei dem der Attentäter tödliche verletzt wurde. Andere Personen kamen dabei nicht zu Schaden, weil das israelische Generalkonsulat an diesem Tag wegen einer Gedenk-Veranstaltung zum Olympia-Attentat 1972 an diesem Tag geschlossen war und daher auch kein Publikumsverkehr war.
Islamist über das Internet radikalisiert
Die Identität des Täters konnte schnell geklärt werden, denn er wurde beobachtet, dass er aus einem Renault mit einem österreichischen Kennzeichen ausgestiegen war. Der 18-jährige Emrah I. wurde in Österreich geboren und hat bosnische Wurzeln. Er wohnte bei seinen Eltern in Neumarkt am Wallersee in Lungau im Salzburger Land.
Das bestätigte auch die Landespolizeidirektion Salzburg am späten Nachmittag. I. hatte sich wohl über das Internet radikalisiert. Polizeilich in Österreich in Erscheinung getreten war er bereits 2023. Dem Mann war nach einer gefährlichen Drohung gegen Mitschüler und damit einhergehender Körperverletzung auch die Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen worden. Es bestand der Verdacht, dass er sich religiös radikalisiert hatte, online einschlägig aktiv war und sich für Sprengstoff sowie Waffen interessierte. Er hatte IS-Propaganda auf seinem Handy gespeichert. Nach Abschluss dieser Ermittlungen stellte die Staatsanwaltschaft Salzburg im April 2023 alle erhobenen Vorwürfe ein. Gegen den damals 17-Jährigen bestätigte die zuständige Verwaltungsbehörde ein Waffenverbot, welches bis mindestens Anfang 2028 gilt. Seither war er polizeilich nicht mehr in Erscheinung getreten.
Aufnahmen vom Tatumfeld von Zeugen gesucht
Die Generalstaatsanwaltschaft München, bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET), hat den Fall an sich gezogen und die Behörden ordnen das Geschehen als terroristischen Anschlag ein. Die weiteren Ermittlungen über den genauen Tathergang werden von der Münchner Kriminalpolizei durchgeführt.
Für eine umfassende Aufklärung dieser Tat bittet die Polizei um Ihre aktive Mithilfe. Sollten Foto-, Video- oder Audioaufnahmen von der Tat beziehungsweise von der unmittelbaren Umgebung des Geschehens im Zeitraum von 08:30 bis 09:30 Uhr am 05.09.2024 gemacht worden sein, bittet die Polizei, diese über ein Upload-Formular zur Verfügung zu stellen:
https://medienupload-portal02.polizei.bayern.de
Dieser Aufruf richtet sich auch an Verkehrsteilnehmer, die zu dieser Zeit an der Tatörtlichkeit in der Barerstraße vorbeigefahren sind und möglicherweise Aufnahmen (Dashcam o.ä.) gemacht haben.